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Es war ein langer Weg bis Würzburg seine erste Strassenbahn, eine Pferdestrassenbahn, bekam. Bereits 1875 gab es die ersten Bestrebungen dazu, jedoch dauerte es bis zum Jahr 1892, bis die erste Linie der Pferdestrassenbahnlinie eröffnet werden konnte. Am 8. April 1892 wurde der 2,2 Kilometer lange Teilabschnitt Sanderau – Dom – Sandgasse abgenommen und am darauffolgenden Tag für den planmäßigen Fahrgastverkehr freigegeben. Dabei hatte es sich bewährt, daß am 3. August 1891 die private Würzburger Straßenbahn, Havestad, Contag & Cie gegründet wurde, die das Projekt entsprechend vorantrieb.
Relativ schnell ging es dann jedoch bei der Umwandlung der Pferdestrassenbahn in eine moderne elektrische Strassenbahn: Nachdem im Jahr 1899 die Würzburger Straßenbahn AG gegründet und im gleichen Jahr von der Elektrizitätsgesellschaft vorm. Schuckert & Cie aus Nürnberg, ein E-Werk gebaut wurde, konnte im Jahr 1900 die erste elektrische Linie in Würzburg eröffnet werden. Weitere Linien, die schon tw. vorher geplant waren, wurden nun in elektrischer Traktion errichtet, u.a. nach Sanderau und Zellerau.
Die Strecke Hauptbahnhof - Sandering durch die Altstadt mit dem markanten Killiansdom wird als Stammstrecke bezeichnet, da sie von allen Linien benutzt wird. Interessant auch fürs Sightseeing
Die Straba in Würzburg verkehrt auf einer Meterspur (1000 mm) und der Fahrdraht wird mit 750 Volt Gleichstrom gespeist. Insgesamt 5 Linien gibt es aktuell mit einer Streckenlänge von 19,7 km, einer Gleislänge von 42 km, wobei 47 Haltestellen bedient werden.
Das Rollmaterial wird in 2 Betriebshöfen (alt: Sanderau an der Haltestelle Fechenbachstraße, zusätzlich neu Gewerbegebiet Heuchelhof-Rottenbauer an der ehemaligen Haltestelle Stauffenbergstraße) abgestellt.
Links Einfahrt in die neue Remise Heuchelhof am Streckenast Richtung Rottenbauer nächst der Haltestelle Max-Mengeringhausen-Straße; rechts Blick in die alte Remise in Sanderau sowie Modelle vor dem Eingang
Die Betriebsführung erfolgt durch Würzburger Straßenbahn GmbH, einem Tochterunternehmen der städtischen Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft. Jährlich werden ca. 20 Millionen Fahrgäste befördert.
Moderner Niederflur-GT-N Nummer 256 als Linie 1 in der HS Dom mitten in der Innenstadt. Danach in der Wendeschleife Sanderau (HS Königsberger Straße), von wo die Straba dann als Linie 4 nach Zellerau (HS Mainau) fährt. Dort befindet sich bei der Umkehrschleife auch das markante Gebäude des ehem. Bürgerbräu. Straba 253 in der HS Mainau abfahrbereits als Linie 2 zum Hauptbahnhof
Die aktuellen Linien:
Als Besonderheit ist zu vermerken, daß die Fahrzeuge oftmals eine "wechselnde Linienführung" haben ("Umlaufverknüpfungen"), dh. bspw. fährt ein Fahrzeug vom Hauptbahnhof als Linie 1 nach Sanderau, um dann dort zur Linie 4 Richtung Zellerau zu werden. An Sonn- und Feiertagen verkehren nur 3 Linien, die jedoch die beiden anderen Linien mitbedienen.
Auf die lange Bank geschoben wurde bis dato immer die Gestaltung und die Haltestellensituation am Hauptbahnhof, wo es mehrere HS gibt
Blick in den Einstieg des nachträglich adaptierten Niederflurteils eines GT-E. Rechts Innenansicht GT-E.
GT-E Nummer 208 links in der Wendeschleife beim Bhf. und rechts in der Wendeschleife Rottenbauer (Linie 5)
Weiters ist zu beachten, dass manche Endhaltestellen Ortsteile bezeichnen und nicht als Haltestellennamen vorzufinden sind, nämlich: Sanderau, Enhaltestelle "Königsberger Strasse"; Zellerau, Endhaltestelle "Mainaustrasse"; Grombühl, Endhaltestelle "Uni-Klinikum Bereich D" bzw. "Robert-Koch-Strasse"; Heuchelhof, Endhaltstelle "Athener Ring".
Die Ansage der Haltestellen erfolgt durch Kinder/Jugendliche, ähnlich wie ich das vor Jahren schon bei der Hamburger U-Bahn erleben konnte.
GT-N Nummer 251 auf dem eigenständigen Trassee aus Richtung Zellerau kommend bei der Einfahrt in die Station Talavera
Neben modernen, durchgängigen Niederflurgarnituren sind auch noch modernisierte mit einem niederflurigen Mittelteil ausgestattete Hochflurer im Einsatz, insgesamt 41 Fahrzeuge, die 3 Typen zugeordnet werden können. Zusätzlich noch einge historische Fahrzeuge, die auch für Extrafahrten angemietet werden können ("Würzburger Schoppenexpress").
Oldtimer Nr. 291, Baujahr 1956 bei einer Rundfahrt in der HS Juliuspromenade
Die eingesetzten Fahrzeugtypen:
6 dreiteilige GTW-D8. (Fahrzeugnummern 236, 238, 243 bis 246)
Triebwagen 238 bei der Einfahrt in die Station Talavera
Triebwagen 201 (Beklebung Kauzen Bräu) in der Station Juliuspromenade Richtung Hbf.
Triebwagen 268 in Heuchelhof von der Wendeschleife Athener Ring kommend
Schienenpflegewagen von der Löwenbrücke kommend Richtung Sandering (Ex 251 aus Bielefeld, umgebaut in Würzburg 1990)
Nachdem die Straba bereits 2x kurzfristig stillgelegt war (u.a. kurz nach dem 1. WK) und sich auch in den 1960er Jahre Diskussionen über den Ausbau entwickelten, gilt die Straba heute als etabliert. Besonders positiv haben sich die partiellen Verlegungen der Straba-Schienen auf ein eigenes Trasse erwiesen, wodurch deutliche Fahrzeitgewinne erzielt werden können.
Der letzte Ausbau war die Erschließung des Gebietes Heuchelhof/Rottenbauer, wohin die Straba mit zum Teil beachtlicher Steigung (91 Promille) als Überlandstrassenbahn fährt. Heuchelhof wurde 1989 erreicht, Rottenbauer als bis dato letzte Neubaustrecke 1997.
Neben der Straba sind auch die 28 Stadtbuslinien von großer Bedeutung im öffentlichen Verkehr Würzburgs
Von weiteren Ausbauplänen hört man viel, bis dato wird leider nur darüber gesprochen, denn auch in Würzburg scheint Ebbe in der kommunalen Kasse zu herrschen und obendrein - so wurde mir bei meinem Besuch im Frühjahr 2014 zumindest gesagt - habe man nun einen Bürgermeister von der CDU bekommen und diese Partei hält es ja bekanntlich mehr mit der Autolobby statt mit dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs - zumindest sagte man mir das in netter Runde bei einem (nein mehreren) Schoppen Scheurebe im Wirtshaus Lämmle).
Den vielerorts zu hörenden lapidaren Bemerkungen der Kommunen "Kein Geld" wenn es um den Ausbau des öffentlichen Verkehrs geht ist jedoch entschieden entgegenzutreten. Es kann nicht angehen dass hier auf Jahrzehnte hin wichtige Investitionen zum (gesundheitlichen) Wohl der Bürger verschleppt werden - hier sind alternative Finanzierungsmodelle anzudenken (bspw. PPP-Modelle), schließlich sind Infrastrukturinvestitionen Investitionen in die Zukunft - so hat man das bis dato ja immer gehört. Am Konkretesten scheinen Ausbaupläne der Linie 6 in Richtung Frauenland und Hubland (u.a. Universitätserweiterung) zu sein, wie mir ein Straba-Fahrer vor Ort mitteilte. Traurig stimmt die Tatsache, dass der Verkehr in den Innenstadtbereich von Heidingsfeld/Ostbahnhof (Abzweig Reuterstrasse von der Linie Richtung Heuchelhof/Rottenbauer) nun gänzlich Geschichte sein dürfte, zumindest bis auf weiteres. 2014 wurden nach einer letzten Sonderfahrt im Jahr 2013 partiell die Schienen herausgerissen.
Auf gehts mit dem GT-N Nr. 268 nach Heuchelhof, li Innenstadt, re Wendeschleife Athener Ring
"Die Kauzen" hat die 91 Promille Steigung nach Heuchelhof geschafft und die HS Madrider Ring erreicht
Nach dem Abbiegen auf den Streckenast Richtung Rottenbauer kreuzt die Kauzen mit der "Möma"; re GT-E 204 hat ebenfalls die Steigung geschafft
Zurück Richtung Innenstadt geht es mit GT-N 268. Die Station Reuterplatz ist ein Umsteigeknoten zu den Buslinien und von hier (siehe unten rechts) führen noch die Schienen hinein ins Zentrum von Heidingsfeld und dem Ostbahnhof. Das ist seit 2013 leider Geschichte (Begründung: Brüchige Betonmasten der Oberleitung und marode Schienen)
Mit einem lauten "Glück auf" wünsche ich der Straba Würzburg eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte und der Stadt Würzburg weise Politiker, die die nötigen Geldmittel für einen (groß) zügigen Weiterausbau der Straba zeitnah zur Verfügung stellen werden. Auch der angedachte Weg zu einer Regionalstadtbahn nach Karlsruher Muster sollte weiter verfolgt und zeitnah umgesetzt werden.
Links GT-N 259 in der wichtigen Innenstadtstation Juliuspromenade; rechts GT-E 213 verläßt die Löwenbrücke (Achtung: Auf die zahlreichen Radlfahrer muß man in Würzburg in mehrer Hinsicht immer extrem aufpassen) Würzburg: Bayern, Regierungssitz des Bezirks Unterfranken, knapp 130.000 Einwohner, klassische Universitätsstadt, lebendige, lebensfrohe Stadt am Main, wozu sicher auch der gute "Bocksbeutel-Wein" der umliegenden Rebflächen beiträgt. Trotz angelsächsischen Bombenterror Anfang 1945 zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten vorhanden. Unesco Weltkulturerbe Würzburger Residenz mit Hofgarten (seit 1981).
Würzburger Residenz mit Hofgarten
Festung Marienberg von der alten Mainbrücke aus
Wandertip abseits des Touristenstroms: Wanderung durch die Weinberge zur Steinburg (feines aber teures Restaurant), wunderbare Ausblicke auf die Stadt und die Eisenbahntrassen.
Einkehrtips (getestet):
Johanniterbäck ("Bäck" sind traditionelle Weinstuben, wo man nach alter Sitte auch die Brozeit mitnehmen darf analog wie in Bayern in traditionelle "Bräustübl", die es leider immer seltener gibt)
Übernachtung (getestet): Hotel Mercure, sehr zu empfehlen
Normalerweise im 40-Minuten-Takt fährt die Buslinie vom Zentrum auf die Festung Marienberg hinauf (im Sommer) Links: Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH Interessengemeinschaft Würzburger Straßenbahn Die inoffizielle Website der Würzburger Straßenbahn
Kurvengeist signalisiert GT-N Nr. 265 vor dem Killiansdom Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur Railway Research Austira / DEEF; Erstmals Online publiziert: 17. Mai 2014; Letzte Ergänzung: |
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Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:46 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020