DEFF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung Dr. Michael Populorum AustriaEisenbahnforschung # Eisenbahn-Archäologie # Eisenbahn-Geographie # Eisenbahn-Geschichte

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Das Salzbergwerk in Hallein

Teil 1: Über den Knappensteig auf den Dürrnberg

Foto Salzbergwerk Hallein anno 1967. Vorne  Dr. Michael Populorum als 10järiger, dahinter Oma Auguste Populorum - DEEFBeim Aufarbeiten alter Unterlagen im Archiv ist mir doch wirklich ein Foto untergekommen, wo ich im zarten Alter von 10 Jahren anno 1967 mit meiner Oma, Auguste ("Gusti") Populorum, auf dem Grubenhunt nach der Ausfahrt aus dem Salzbergwerk Hallein zu sehen bin. Grund genug, einmal nachzuforschen, was aus dem alten Bergwerk nach Einstellung der Salzproduktion in Hallein (1989) und der Neugestaltung der Besucherführung (manche sprechen von einer "Disneylandisierung") geworden ist, welche Relikte noch zu sehen sind.

Am 6. Juni 2010 war endlich mal ein Tag ohne Regen und bei strahlendem Sonnenschein machte ich mich mit dem Zug auf nach Hallein. Beim dortigen Bahnhof zweigte die Anschlussbahn zur Saline auf der Pernerinsel ab. Heute sind nur mehr ca. 200m Schienen vorhanden, die Gleisanlagen auf der Pernerinsel inklusive Brücke über die kleine Salzach sind längst Geschichte.

Nach der Durchquerung der Altstadt von Hallein - das alte Gemäuer hat schon seine Reize - machte ich mich zu Fuss auf, um über den Knappensteig den Dürrnberg zu erreichen. Die 1952 eröffnete Salzberg Seilbahn wurde ja leider 2001 endgültig stillgelegt und abgerissen, nachdem sie nach dem Bau der neuen Dürrnbergstrasse (1982) noch einige Jahre ihr Gnadenbrot fristen konnte. Schade, aber im Vergleich zur Schweiz hat die in Österreich regierende und von mächtigen Lobbys beherrschte Politikerkaste meist wenig Mumm und Weitblick, um abseits von Sonntagsreden konkret für nachhaltige, umweltfreundliche Projekte oder gar für Traditionen einzutreten.

Foto Dr. Michae Populorum - DEEF, Relikte der Anschlussbahn Saline Hallein

Ca. 200 m rostige Schienen - die letzten Relikte der Anschlussbahn zur Saline auf der Pernerinsel.

 

Foto oben: Posieren fürs Album - ganz vorne Dr. Michael Populorum als 10 Jähriger, dahinter Oma Auguste Populorum, Baumeisterswitwe, nach dem Bergwerksbesuch noch mit alter Besucherstrecke (u.a. rasante Ausfahrt auf dem "Wurstwagen" durch den Wolf-Dietrich-Stollen) am 7. August 1967 als Partie 97.

Foto Stadt Hallein Dr. Michael Populorum

Die zweitgrösste Stadt des Landes Salzburg mit knapp 19.000 Ew. - Hallein, die alte Kelten- und Salzstadt, lohnt immer für einen Bummel durch die alten Gassen und Plätze oder einer Einkehr in einem der zahlreichen Lokale.

 

Besuchenswert auch das Halleiner Keltenmuseum

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Die Saline in Hallein auf der Pernerinsel. Stillgelegt 1989. Teilweise Neunutzung.

Höchst wünschenswert wäre es, wenn endlich die Sudpfanne regelmässig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Die Einrichtung eines Museums wäre ebenso wünschenswert - momentan hat man das Gefühl, man will in der Stadt mit der eigenen Geschichte nicht mehr viel zu tun haben ...

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Der Knappensteig ist in Ansätzen als Erlebnisweg konzipiert, an ein paar Stellen sind grüne Hinweistafeln zur Geschichte des Salzbergbaus aufgestellt. "Vermarktet" wird dieses "touristische Produkt" aber eher "suboptimal".

Als erste Station, wenn man die stetig ansteigende Riesenschmiedstrasse hinaufgeht, kommt man zum Wolf-Dietrich-Berghaus, vor dem noch Schienen liegen. Diese führen von rechts kommend aus dem alten, bereits 1596 aufgeschlagenen Wolf-Dietrich-Stollen (Wolfdietrichberg) heraus (2 Gleise) und gehen links in den 1952 aufgefahrenen Eggl-Riedel-Stollen hinein (ebenfalls 2-gleisig). Weiters führen 2 Gleise in die ehemalige Lokremise hinein.

Bei den früheren Bergwerksführungen ("Fremdenbefahrungen") wurden insgesamt 5 Horizonte durchquert, seit 1975 sind es nur mehr 2. Die Besucher fuhren mit dem Hunt aus dem Wolf-Dietrich-Stollen aus, ich kann mich noch gut erinnern, das war ein Spektakel! Endeten bis 1955 die Fremdenbefahrungen dann nach der Ausfahrt aus dem Wolf-Dietrich-Stollen (Besucher mussten dann zu Fuss die Riesenschmiedstrasse hinuntergehen), so wurde die Strecke 1956 bis 1974 insofern verlängert, als die Besucher durch den Eggl-Riedel-Stollen und dann noch 2 Rutschen ("Rollen") bis an die Talsohle in den Dr. Nusko-Erbstollen gelangten. Von dort brachte sie dann der "Jenbacher-Büffel-Zug" zur Talstation der Seilbahn. Dorthin waren zwischenzeitlich die in der Garderobe bei der Einfahrt abgegebenen Kleidungsstücke bzw. Rucksäcke  per Seilbahn gebracht worden.

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Lohnend der Aufstieg per pedes am Knappensteig, Gehzeit ca. 1 Stunde mit kleinen Pausen

Rechtes Foto: Verschlossendes Portal des Eggel-Riedl-Stollens., aufgeschlagen 1952. Dieser Stollen - einschliessliche zweier Schürfe - wurde als Soleleitungsstollen zur Sudhütte aufgefahren. Ab Juli 1956 diente dieser Stollen auch der Verlängerung der Besucherstrecke bis Hallein

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Die beiden Gleise führen vom Eggl-Riedel-Stollen kommend vorbei zwischen der Lokremise (re) und dem Wolf-Dietrich-Berghaus Richtung Wolf-Dietrich-Stollen

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Abseits des heutigen Besucherverkehrs durch die neuen "Salzwelten" bietet das einst so stolze Wolf-Dietrich-Berghaus heute einen bemitleidenswerten Anblick. Wo bleiben hier eigentlich die Denkmalschützer??

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Das traurig anzusehende Wolf-Dietrich-Berghaus, im Vordergrund die 2 Schienenstränge.

 

Spurweite wie bei allen Strecken im Halleiner Bergwerk 500mm

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Auch das altehrwürdige Portal des Wolf-Dietrich-Stollens bietet einen eher "morbiden" Anblick. Hier kamen Generationen von Bergwerksbesuchern auf dem "Wurstwagen" herausgebraust  Aufgeschlagen wurde der Stollen 1596 unter Erzbischof Wolfdietrich von Raitenau (1586-1612). Er führt 1600 durch Kalkgestein und hatte eine Bauzeit von 42 Jahren. 1896-1902 auf Zweigleisbetrieb ausgeweitet, erstmaliger Einsatz von elektrischen Bohrmaschinen. Bis 1955 Ende der Besucherstrecke.

Nach einer kurzen Pause ging es weiter am nun für ein kurzes Stück steil ansteigendem Knappensteig. Vorbei an der 1890 errichteten Knappenkapelle kommt man alsbald wieder zu einem Zeugen des traditionsreichen Salzabbaus in Hallein, zum Mundloch des 1564 aufgeschlagenen Jakobberg-Stollen oder Neuberg. Im daneben gelegenen Jakobberghaus befand sich laut Erläuterung auf der grünen Infotafel eine Bergschmiede und eine Zimmerei. Vor dem mit einer Holztüre verschlossenen Mundloch befindet sich im Inneren des Tunnelportals eine Art Kapelle.

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Links oben: Die Knappenkapelle; Rechts oben: Mundloch Jakobberg-Stollen; Links: Jakobberg-Stollen Detail; Oben: Marmorplatte im Stollenportal.

Der Jakobbergstollen oder Neuberg wurde 1564 aufgeschlagen unter Erzbischof Johann-Jakob von Kuen-Belasy (1560-1585). Ausgemauert wurde der Stollen 1810. Er war über Jahrhunderte einer der salzreichsten Horizonte.

Unterhalb der neuen Dürrnbergstrasse führt der Weg über eine herrliche frühsommerliche Wiese und führt nochmals an einem Mundloch vorbei, nämlich vom 1560 aufgeschlagenen Untersteinberg-Stollen oder Äbtissinberg. Hier ist in der Nähe des Mundlochs ein "heiliges Grab" installiert.

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Etwas eigenartig das "heilige Grab" im Bereich des Mundlochs Untersteinberg-Stollen. Der 1560 in der Regierungszeit von Erzbischof Johann-Jakob von Kuen-Belasy (1560-1585). aufgeschlagene Stollen wurde 1828 ausgemauert und 1828 (?) aufgelassen (lt. Infotafel). Der Berg wurde von 2 Gewerken betrieben, nämlich Stift Nonnberg und Stift Raiten-Haslach.

Nach Überquerung der neuen Dürrnbergstrasse erreicht man nun steiler ansteigend alsbald das (neue) Besucherzentrum der Salzwelten mit Bergwerkseinfahrt.

>>> Teil 2 Das Salzbergwerk in Hallein: Zur Situation am Dürrnberg

      Foto Salzbergwerk Hallein anno 1967. Vorne  Dr. Michael Populorum als 10järiger, dahinter Oma Auguste Populorum - DEEF       

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 7. November 2010; Änderungen/Ergänzungen: 24. Juli 2011

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Last modified  Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:38 +0200
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