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RO: Die Eisenbahn in Rumänien

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Der größte und wichtigste Bahnhof in Rumänien, der pompöse Hauptbahnhof von Bukarest Gara de Nord. Es ist ein Kopfbahnhof mit 14 Gleisen und hat Anschluß an 2 Metrolinien sowie Obus, Autobus und Straßenbahnlinien. Errichtet wurde der Bahnhof Gara de Nord, der vormals Gara Târgovistei hieß, in den Jahren 1868-1872

Geschichte:

Den Österreichern gebührt die Ehre, die erste Eisenbahnstrecke des heutigen rumänischen Streckennetzes gebaut zu haben, nämlich im Banat, einem ehem. Kronland der Habsburgermonarchie.
Diese am 15.11.1857 eröffnete 112 km lange Strecke verband die Städte Temesvar, Hatzfeld, Kikinda und Szeged, wodurch die Fahrzeit von Temeswar (heute Timisoara) nach Wien auf 36 Stunden verkürzt werden konnte.

Bereits 1 Jahr früher (1856) wurde die Banater Montanbahn für den Kohletransport von Steierdorf-Anina nach Basiasch eröffnet, jedoch wurde diese Bahnstrecke nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise abgetragen.

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Erinnerungstafel an die 1. Eisenbahn auf rumänischen Boden in der Halle des
Bukarester Hauptbahnhofs Gara de Nord
 

Die erste Eisenbahnlinie auf dem Staatsgebiet des alten Königreiches Rumänien ist die Strecke von Bukarest in die im Süden an der Grenze zu Bulgarien gelegene Stadt Giurgiu, eröffnet am 26. August 1869.

Auch im Nordosten des heutigen Rumäniens waren die Österreicher umtriebig und errichteten durch die österreichische Lemberg-Czernowitzer Eisenbahn eine Verlängerung einer seit 1864 bestehenden Linie in Galizien bis nach Suceava in der damals österreichischen Bukowina (Konzessionserteilung 1867). Im Jahr 1871 konnte die Linie noch weiter bis nach Jassy in der Moldau eröffnet werden.

Heute:

Heute ist das Eisenbahnwesen in Rumänien geprägt von einem Investitionsstau – von wenigen Ausnahmen abgesehen ist das Schienennetz (Infrastruktur) veraltet und desolat, das Rollmaterial detto. Ähnlich wie am Balkan in Kroatien, Bosnien, Serbien und Montenegro werden von den Bürokraten der EU in Brüssel zwar Hochglanzprospekte mit eingezeichneten multimodalen Verkehrskorridoren und Hochgeschwindigkeitsstrecken gedruckt, in der Realität bräuchte es aber dringend eine Art „Marshallplan“, damit das Eisenbahnnetz am Balkan und umzu überhaupt überlebt.

Einige Kennzahlen:

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Gesamtlänge des Streckennetzes (Normalspur): 20.077 km (Quelle: CFR)

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Davon elektrifiziert: 3.292 km (Quelle: Wikipedia)

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Nicht bedient (tw. stillgelegt): 3.754 km (2014, Quelle CFR)

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Stromsystem: 25 kV/50 Hz

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2-Gleisig: 2.707 km (Quelle: Wikipedia)

Während man auf der Strecke von Bukarest nach Constanta bis zu 160 km/h schnell unterwegs ist, geht es auch an manchen Hauptstrecken ob des desolaten Oberbaus nur recht beschaulich weiter, z.B. auch auf der von internationalen Zügen befahrenen, tw. eingleisigen Dieselstrecke von Kronstadt (heute Brasov) über Hermannstadt (heute Sibiu) nach Vintu de Jos (> Arad), wo man stundenlang mit ca. 50 km/h oder weniger durch die Weiten Siebenbürgens schaukelt.

Die meisten Zugverbindungen werden von der staatlichen Eisenbahngesellschaft C.F.R. (Căile Ferate Române) angeboten. Die CFR Calatori als Personenverkehrsanbieter ist in Regionalgesellschaften unterteilt, die Abkürzung SRTFC findet sich auf den Lokomotiven (Abk. für Sucursale regionale de transport feroviar de călători). Dabei kommen Züge der Gattungen Regional (R), Interregio (IR) sowie Intercity (IC) zum Einsatz, welche seit 2011 die ursprünglichen Gattungen Personal, Accelerat sowie Rapid ersetzen. Dazu gibt es Nachtzüge. Die meisten schnelleren Städteverbindungen sind IR-Verbindungen, welche Reservierungspflicht haben und deutlich teurer sind als die langsamen Regional-Züge.

Daneben gibt es auch einige kleinere (private) Anbieter im Personenverkehr, die in Nischenbereichen oder auf Regionalstrecken im Einsatz sind. Dazu zählen

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Regiotrans (RT)

 

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Regiotrans hat Garnituren sowie Lokomotiven aus Frankreich von der SNCF angekauft - hier eine Garnitur im Gara de Nord, die auf der Relation nach Brasov eingesetzt ist. Bis Ploiesti wird mit Steuerwagen voran gefahren, in Ploiesti Vest muss rangiert werden, weil für die Fahrt über den Predeal-Pass auf Anweisung der rumänischen Eisenbahnbehörde mit Steuerwagen voran nicht gefahren werden darf

 

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Softrans (SOFT)

 

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Triebwagengarnitur vom Typ "Hyperion" des Herstellers Softronic aus Craiova, hier im Bahnhof von Constanta, betrieben von der Tochtergesellschaft (EVU) Softrans. Dieser Triebwagen ist für Geschwindigkeiten bis 160 km/h ausgelegt, besitzt wie der TGV Jakobsdrehgestelle und kann sowohl unter 3 kV Gleichstrom als auch 25 kV/50 Hz Wechselstrom eingesetzt werden.  Diese Züge verkehren auf der Relation Craiova - Bukarest - Constanta (Konstanzia)

 

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Transferviar Calatori (TFC)

 

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Dieseltriebwagen von TFC in Bukarest Gara de Nord abfahrtsbereit zu Fahrt an den Donauhafen Galati via Buzet. Dieser Triebwagen ist ein ex-DB der Reihe 614

 

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sowie der neue relativ luxuriöse Nachtzug Astra Trans Carpatic (Bukarest-Arad und vice versa)

 

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Die Lok wie die im Regelfall angehängten 4 Waggons erstrahlen in gelb/grün und erinnern an damit ein wenig an den tschechischen Anbieter Regio Jet. Zumindest von außen verbreitet der Zug einen Hauch von Exklusivität

 

Lokomotiveinsatz:

Die Elektrolokomotiven haben fast alle schwedische Wurzeln, nämlich bei ASEA, die dann von der rumänischen Lokomotivschmiede in Craiova über Jahre in Lizenz nachgebaut wurden. Dabei sind einige Novationen entstanden und somit zahlreiche Baureihen, die alle aber auf die Baureihe 060 EA zurückgehen. Diese 6-achsigen und über 100 Tonnen schweren Lokomotiven entpuppten sich als Exportschlager und sind nach wie vor bei fast allen Eisenbahngesellschaften am Balkan anzutreffen.

 

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2 Lokomotiven der Staatsbahn C.F.R. im Bahnhof Gara de Nord, links eine Vertreterin der Baureihe 45,
rechts Baureihe 41

 

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Baureihe 41 mit IR am Haken im Gara de Nord

 

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Frisch lackierte 6-achsige E-Lok der Baureihe 40 in den Farben des staatlichen rumänischen Güterverkehrs-EVU MARFA, einem Tochterunternehmen der C.F.R. im Gara de Nord

 

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In Kronstadt (heute Brasov) finden sich systembedingt E-Loks wie Diesel-Loks. Am Hausbahnsteig steht ein Dieseltriebwagen des EVU Regiotrans, am Mittelbahnsteig ein Elektro-Triebwagen Hyperion von Softrans

 

Bei den Dieselloks gibt es ebenfalls eine Standardlok, nämlich die Baureihe 060 DA, wobei der Prototyp 1959 aus der Schweiz geliefert wurde.

 

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Bahnhof Hermannstadt - rechts eine Diesellok der Reihe 64, die ihren IR nach Temeschwar (Timisoara) ziehen wird, links eine Lok der Reihe 60 mit einem Regionalzug nach Medias am Haken

 

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Die neuesten Fahrzeuge der C.F.R. sind Dieseltriebwägen vom Typ Desiro, wie man sie auch aus Österreich kennt. Sie werden allerdings auch im Fernverkehr eingesetzt

 

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Verschublok am Bukarester "Geisterbahnhof" Progresul des EVU Constantin Grup

 

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Ein herrlicher alter Dieseltriebwagen der BR 78 im Bahnhof Costanta bereit zur Abfahrt entlang der Schwarzmeerküste nach Mangalia

 

Möchte man die Landschaften und Städte Rumäniens mit dem Zug entdecken bzw. das Streckennetz so einigermaßen abzufahren, braucht man viel Zeit. Zum einen ist die Reisegeschwindigkeit schon erwähnt nicht gerade hoch und zum anderen wirkt es oftmals so, als dass der Fahrplan mit dem Zufallsgenerator erstellt worden ist.

So wollte ich von meinem Aufenthaltsort Hermannstadt einen Tagesausflug nach Schäßburg machen – ich verzichtete aber darauf ob des desaströsen Fahrplans und die direkte Verbindung mit der Schmalspurbahn „Wusch“ ist seit Jahren eingestellt.

 

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Zuglok der BR 64 im Bahnhof Hermannstadt (Sibiu) vor dem Intercity 74 "Transsylvania"
von Kronstadt nach Budapest Keleti

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur Railway Research Austira / DEEF; 

Erstmals Online publiziert: 08. Juni 2017; Letzte Ergänzung:

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Last modified  Samstag, 10. Juni 2017 08:24:04 +0200
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