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Die Bahnstrecke von der Kantonshauptstadt Neuchâtel (Neuenburg) am gleichnamigen See hinauf in den neuenburgischen Jura nach La Chaux-de-Fonds und weiter in die Uhrenstadt Le Locle wurde in mehreren Etappen zwischen 1857 und 1860 von der Jura industriel (JI) gebaut. Die maximale Neigung der eingleisigen Strecke beträgt 31 Promille.
Stadler ET 332 von transN ist am 29.3.2018 im Bahnhof der Uhrenstadt Le Locle angekommen Die Streckeneröffnungsdaten:
02.07.1857 La Chaux-de-Fonds – Le Locle (Jura industriel)
Die JI wurde 1875 von der Jura bernois (JB) übernommen, die 1884 ihren
Namen in Jura–Bern–Luzern-Bahn (JBL) änderte. Die JBL verlängerte die Bahn
zur schweizerisch-französischen Grenze bei Le Locle-Col-des-Roches (damals
Brenets-Col-des-Roches) und verband sie durch den Col-des-Roches-Tunnel
über Besançon mit dem französischen Eisenbahnnetz der Gesellschaft
Paris-Lyon-Méditerrané (PLM). Die Strecke: Kurz nach dem Bahnhof von Neuchâtel trennt sich die Strecke nach Le Locle von der Hauptlinie nach Lausanne und kommt nach dem Tunnel Gibet (678 m) zur Haltestelle Les Deurres und zum Bahnhof Corcelles- Peseux. Die Züge gewinnen weiter rasch an Höhe und die Reisenden können das Panorama über den Neuenburgersee geniessen. Nach Durchörtern der Tunnel Luche (116 m) und Sauge (117 m) ist Im Bahnhof Chambrelien eine Spitzkehre erforderlich, damit die Züge ihren Weg fortsetzen können. Da die SBB auf dieser Strecke ausschliesslich Wendezüge einsetzen, ist ein Wechsel der Lokomotive nicht mehr notwendig. Früher wurden die Dampfloks mittels einer Drehscheibe neu positioniert.
Mit den neuen Triebwägen bzw. Wendezügen (in CH Pendelzüge) ist der Fahrtrichtungswechsel im Bahnhof Chambrelien keine Hexerei mehr und nach 2 Minuten geht es schon weiter
Nach dem Richtungswechsel gewinnen die Züge weiter an Höhe und fahren
nach Les Geneveys-sur-Coffrane. Nach Les Hauts-Geneveys durchfahren
die Züge den Tunnel Les Loges (3.259 m) und nach Passieren des
"Geisterbahnhofs" Convers den Mont-Sagne-Tunnel mit einer Länge von 1.354
m. Danach liegt das Gleis parallel zu dem der Schmalspurlinie aus Les
Ponts-de-Martel. Kurz vor La Chaux-de-Fonds führen die Linie aus Neuchâtel
und Biel gemeinsam durch einen Tunnel La Combe (254 m) zum Bahnhof der
Weltkulturerbestadt La Chaux-de-Fonds. Die Tunnel:
Der Tunnel Mont-Sagne vom Zug nach Les Ponts-de-Martel aus fotographiert. Die Gleise der beiden Strecken laufen eine zeitlang nebeneinander. Als wir mit dem Stadler ET durchbrausten da merkte man deutlich die aufgestaute Luftsäule in der engen Röhre, es pfiff und der ET vibrierte - ein cooles Erlebnis
Der Tunnel La Combe kurz vor dem Bahnhof La Chaud de Fonds besteht aus 2 Einzelröhren. Links oben sieht man die Oberleitung der schmalspurigen Bahn nach Les Ponts-de-Martel
Das Tunnelportal auf Schweizer Seite, die Staatsgrenze zu Frankreich befindet sich im Tunnel
Die Stationen:
Der moderne Stadler-ET Nr. 331 von transN, welche die Strecke in Kooperation mit den SBB betreiben, startklar im Bahnhof der Kantonshauptstadt Neuenburg (Neuchatel) als REX Richtung Le Locle
Funktionell und sauber mit adäquat großem Bereich für die 1. Klasse - wobei einen Teppichboden und Sonnenrollos würde man sich der 1. Klasse schon erwarten
Links die Jurafusslinie Richtung Yverdon - Lausanne
Blick auf Neuenburg, Kantonshauptstadt mit 33,5 T Einwohnern
Alt und neu nebeneinander
Nach dem Richtungswechsel wird sogleich weiter an Höhe gewonnen, re das Gleis von Neuchatel
Die Feinverteilung erfolgt meist vorbildlich in der Schweiz mit dem Postauto
Hier gibt es sogar noch ein aktives Bahnhofsbuffet im alten Gemäuer
Der ehemalige Bahnhof liegt direkt zwischen den beiden Tunnelportalen von Les Loges (3.259 m) und Mont-Sagne-Tunnel (1.354 m). Von der einstigen Idylle ist heute wenig vorhanden, es dominiert der Beton der hier durchführenden Autobahn - welch ein Gegensatz zur bestens in die Landschaft integrierten Eisenbahnstrecke. Von der ehemals hier abzweigenden Strecke Richtung Le Creux finden sich noch zahlreiche Relikte im Wald sowie ein Tunnel
Die beiden Tunnelportale La Combe in La Chaux-de-Fonds
La Chaux-de-Fonds wurde gemeinsam mit Le Locle von der Unesco aufgrund architektonischer Besonderheiten zum Weltkulturerbe erklärt. Am 29. März 2018 warten Triebwagen 331 links auf die Weiterfahrt nach Le Locle und rechts ET 074 zur Weiterfahrt nach Neuenburg
Das angenehme Aufnahmsgebäude
La Chaux-de-Fonds zählte lange zu den Obus-Städten und man sieht auch noch die Oberleitungen, die allerdings nach einem Umbau des Bahnhofsvorplatz mit Umstellung auf Hybridbusse nun funktionslos sind. Eine traurige Nachricht!
La Chaux-de-Fonds ist Eisenbahnknotenpunkt, wo folgende Bahnlinien abzweigen:
Triebwagen der TRN nach Les Ponts-de-Martel
Triebwagenkomposition der Chemins de fer du Jura (CJ) nach Glovelier über Le Noirmont und Saignelégier
Lok 2000 und Komposition mit Schlierenwagen der BLS mit Werbung für Kambly Richtung Neuenburg - Bern
Hier wurde offenbar erst kürzlich das zweite Gleis entfernt und die
Blick auf die Aussenbezirke von Le Locle
Doppeltraktion Stadler ET von transN am Hausbahnsteig von Le Locle 28.3.2018
Ein Kuriosum stellt die Einbindung der meterspurigen und nur 4,1 km langen Bahnstrecke nach Les Brenets dar. Auf Gleis 2 von La Chaux-de-Fonds kommend halten u.a. die normalspurigen Dieseltriebwägen nach Frankreich, die dann in etwa der Mitte des Bahnsteigs nach links geleitet werden, weil ein Prellbock die Fahrt versperrt. Hinter dem Prellbock liegen die Meterspurgleise Richtung Les Brenets. Bei meinem Besuch gab es gerade einen Busersatz und wie zu hören ist, könnte es durchaus bald einen dauerhaften Busersatz geben, sollte man sich nicht auf ein Konzept zur Attraktivierung der kurzen Nebenbahn einigen, bspw. eine Umspurung auf Normalspur, was aber mit hohen Kosten aufgrund zweier enger Tunnel auf der kurzen Strecke verbunden ist
Ein riesiges Aufnahmsgebäude, das allerding aktuell keinerlei Dienstleistungsfunktionen für die Fahrgäste aufweist
Der in Hanglange über dem Ortszentrum von Le Locle situierte Bahnhof ist - wie oftmals herrlich in der Schweiz gelöst - mit einem Schrägaufzug angebunden, der hier Le Remontoir genannt ist
Das moderne gestylte Hotel Trois Rois
Brunnen und ehem. Rathaus. Die Stadt hat 10.389 Einwohner
Kein Prunk- oder Protzbau, einfach funktionell ohne Aufsehen zu erregen - das Headquarter von Rolex
Blauwale bereit zur Fahrt nach Frankreich, leider viel zu selten, die Züge sind auch dementsprechend vollgestopft
In Le Locle befindet sich ein Depot von Swisstrain mit einer bedeutenden Sammlung von Nostalgiefahrzeugen
Die Straße Richtung Frankreich ist immer voll, morgens und abends gibt es hier eine durchgängige Kolonne. Auf der Schiene wäre Platz ohne Ende aber die träge Staatsbahn der Franzosen schläft diesbezüglich :-(
Der nur ein paar Mal pro Tag frequentierte Grenzbahnhof Le Locle-Col-des-Roches ist aber mit einem Fahrdienstleiter der SBB besetzt
Die SBB hat ihre Schuldigkeit getan, Oberleitung bis kurz vor dem Grenztunnel zu Frankreich, was macht die SNCF??
Ein alter Saurer LKW - ein auch in Österreich ehemals sehr bekanntes Unternehmen, das u.a. Autobusse herstellte
Eine riesige Skulptur an der Strasse nach / von Frankreich zeigt an, womit hier in Le Locle Geld gemacht wird - mit Uhren
................... Landesgrenze CH / F im Tunnel Col-des-Roches bei km
39,6 ........................................
DEEF Video auf Youtube - "Blauwal der SNCF verläßt Schweizer Grenzbahnhof Le Locle"
Der Betrieb: Von Neuenburg fahren halbstündlich RE nach La Chaux-de-Fonds, wobei jeweils der RE aus Bern (mit lokbespannten Zügen der BLS) in La Chaux-de-Fonds endet aber man sofort Anschluß mit einem R nach Le Locle hat. Der zweite RE je Stunden (Stadler ET entweder der SBB oder der Neuenburgischen Verkehrsbetriebe transN ) startet in Neuenburg und fährt direkt über La Chaux-de-Fonds weiter nach Le Locle. Der Verkehr über die Grenze nach Frankreich findet mit TER "Blauwalen" (Dieseltriebwägen BR 73500) der SNCF statt. Da nur vier dieser Blauwale sicherungstechnisch eine Zulassung für die Schweiz haben, findet der Verkehr trotz großer Nachfrage vor allem seitens der zahllosen Grenzgänger nur in sehr bescheidenem Umfang statt. Hier gehört der SNCF einmal ordentlich Dampf gemacht! Die Fahrzeit Neuenburg - La Chaux-de-Fonds beträgt 27 bzw. 28 Minuten, die Gesamtfahrzeit bis Le Locle beträgt zwischen 39 Minuten (Direkt) bzw. 43 Minuten (mit Umstieg).
Die ET von Stadler stellen das Gros des Zugangebots Die Zukunft - "Diretissima" bzw. "Transrun" und wie gehts weiter?
Am 23. September 2012 haben die Neuenburger Stimmbürger den sogenannten «Transrun», eine direkte S-Bahn-Verbindung zwischen Neuenburg und La Chaux-de-Fonds aufgrund der großen Kosten knapp abgelehnt. Die rund eine Milliarde Franken teure Bahnlinie hätte die Spitzkehre in Chambrelien obsolet gemacht, die Strecke von 29,5 auf 16,7 Kilometer verkürzt und die Fahrzeit von 27 Minuten auf die Hälfte reduziert. Dazu wäre der Bau eines 6,2 km langen Tunnels durch den Neuenburger Hausberg "Chaumont" und ein 5,7 km langer Durchstich unter der Vue des Alpes nötig gewesen. Im dazwischen liegenden offenen Abschnitt hätten sich in der Station Cernier die Züge gekreuzt.
Nun steht man allerdings vor der Herausforderung, dass ab 2019 für Teile der jetzigen Strecke ohne gravierende Sanierungen keine Betriebsgenehmigung mehr zu erhalten ist. Die Sanierung der alten Strecke kommt allerdings fast genauso teuer wie der geplante aber von den Stimmbürgern abgelehnte Neubau (man stelle sich einmal so ein Abstimmungsergebnis in Österreich vor!).
Im Feber 2016 wurde daher wieder abgestimmt und mit über 80 Prozent wurde von den Stimmbürgern Neuenburgs der Bau einer Schnellverbindung zwischen dem unteren und oberen Teil des Kantons Neuenburg goutiert. Den Meinungsumschwung brachte ein anderes Finanzierungskonzept, wo dem Kanton Neuenburg die vorgestreckten Projektkosten nachfolgend vom Bund rückerstattet werden. Nun liegt es an Bern, ob dieser Finanzierung zugestimmt wird. Wenn ja, so soll 2019 losgelegt und bis 2030 die Schnellverbindung fertiggestellt werden.
Links:
Betreiber SBB www.sbb.ch
Betreiber Neuenburgischen Verkehrsbetriebe transN https://www.transn.ch
Blauwal als TER der SNCF bei der Einfahrt in den Bahnhof Le Locle Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway Research Austira / DEEF; Erstmals Online publiziert: 31. Oktober 2018 (Samhain) ; Letzte Ergänzung: 2.11.2018 |
Last modified
Freitag, 02. November 2018 13:30:23 +0100
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020