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Eisenbahnhistorische Impressionen aus Namibia / Deutsch-Südwestafrika

Geplantes Wappen für Deutsch-Südwestafrika. Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum

Namibia ist ein seit 1990 unahängiger Staat im Südwesten des afrikanischen Kontinents, der zuvor von 1884 bis 1919 als Kolonie des Deutschen Kaiserreichs den Namen "Deutsch-Südwestafrika" und nach dem Verlust der Kolonie in Folge des 1. Weltkriegs und Besetzung durch Briten und Südafrika und nachfolgend als Völkerbundmandat unter der Verwaltung Südafrikas bis zur Unabhängigkeit den Namen "Südwestafrika" trug. Die deutsche Vergangenheit ist auch im heutigen Namibia allgegenwärtig und bis heute ist die deutsche Sprache wenn auch nicht mehr offizielle Landessprache so doch eine wichtige Verkehrssprache.

Der Bahnbau der Deutschen stellt auch den Nukleus des Schienennetztes im Südwesten Afrikas dar, wobei der Bau aufgrund wirtschaftlicher und militärischer Überlegungen erfolgte und - um Zeit und Kosten/Material zu sparen - mit den vorhandenen Mitteln erfolgte. So wurden die meisten Linien anfangs mit dem vorhandenen 600mm Feldbahnmaterial gebaut und betrieben und erst in späteren Jahren meist auf 1067 mm ("Kapspur") umgespurt. Der Bau erfolgte unter Einbeziehung einer Eisenbahnbrigagde der deutschen Schutztruppen.

Bis zum 1. Weltkrieg entstanden unter deutscher Federführung folgende Strecken (Quelle Wikipedia, Jahr der vollständigen Inbetriebnahme):

1902: Bahnstrecke Swakopmund–Windhuk, 600 mm, 1911 im Abschnitt Karibib–Windhuk auf 1067 mm (Kapspur) umgespurt.
1906: Otavibahn, 600 mm (zur Erschliessung der Kupferminen im Raum Tsumeb)
1905: Abzweig Onguati–Karibib
1908: Abzweig Otavi–Grootfontein
1907: Lüderitzbahn, Kapspur
1909: Abzweig Seeheim–Kalkfontein
ca. 1911: Kolmannskuppe–Elisabethbucht–Bogenfels, Werksbahn der Diamantenfelder (abgebaut, heute Abbau/Transport auf der Strasse)
1912: Bahnstrecke Windhukk–Keetmanshoop, Kapspur
1912: Zubringer Rehoboth, 600 mm
1914: Otjiwarongo–Outjo–Okahakana, 600 mm (Projekt, nur begonnen, kriegsbedingt aber nicht fertiggestellt)

Die Station Jakalswater 1903 an der alte 600mm Strecke Swakopmund - Windhuk bei Streckenkilometer 99 (Foto Namibia National Archives). Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum

Nach dem kriegsbedingten Abzug der Deutschen Einmarsch/Annektierung Deutsch-Südwestafrikas durch Engländer und Südafrikaner, wobei sich Veränderungen im Eisenbahnnetz wie folgt dokumentieren lassen (Quelle Wikipedia, Jahr der vollständigen Inbetriebnahme)

1914: Walfischbucht–Swakopmund in 1067-mm-Spur
1915: Swakopmund–Karibib: Wiederaufbau in 1067-mm-Spur
1915/1916: (De Aar)–Nakop (Grenze)–Kalkfontein in 1067-mm-Spur
1921: Otjiwaronge–Outjo in 600-mm-Spur (beruhte auf deutschen Vorarbeiten)
1929: Bahnstrecke Windhuk–Gobabis
Ab 1958 wurde die Otavibahn nördlich von Usakos schrittweise auf 1067 mm umgespurt, wobei die Trasse überwiegend neu angelegt wurde; Inbetriebnahme 1961

Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum     Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum

Die Betriebsführung der Bahnen in Südwestafrika erfolgte von 1915 bis 1990 durch die South African Railways, seit der Unabhängigkeit durch die TransNamib Holding Ltd.

  "Boarding" der beiden Züge nach Walfischbucht und Tsumeb im Bahnhof von Windhuk am 5. Januar 2010. Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum     Bahnhof Windhuk 2010. Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum  

Heute hat die Eisenbahn in Namibia vor allem Bedeutung im Güterverkehr, während der Personenverkehr eher ein Schattendasein fristet. Im Unterschied zu den meisten europäischen Ländern, wo man unter einem Taktverkehr meist eine stündliche bis zweistündliche Frequenz versteht, beschränkt sich der "Taktverkehr" in Namibia auf 1-3 Verbindungen pro Woche. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist extrem niedrig, die wenigen Fahrten erfolgen meist in der Nacht und sind deshalb auch für Touristen nicht unbedingt interessant. Die Länge des Streckennetzes - vornehmlich Kapspur - beträgt heute ca. 2.400 km, wobei auf folgenden Strecken regelmässiger Personenverkehr stattfindet:

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Walfischbucht–Swakopmund–Windhuk

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Walfischbucht–Tsumeb (Kupferabbaugebiet)

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Windhuk - Tsumeb

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Windhuk–Gobabis

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Internationale Linie Upington (Südafrika)–Keetmanshoop–Windhuk

Die Abfahrts- und Ankunftstafel im Bahnhof Windhuk / Windhoek ist sehr "überschaubar". Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum        Gemütliches Flair am Hausbahnsteig der Hauptstadt Namibias, Windhuk, mit  250.000 Einwohner. Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum

Eine weitere internationale Linie ist in Planung bzw. Bau, nämlich von Tsumeb über Ondangwa nach Oshikango und von dort weiter eine Verbindung zum angolanischen Netz. Weiters wird eine länderübergreifende, primär dem Kohletransport dienende Bahn unter Einbeziehung von Südafrika und Botswana (Betschuanaland) angedacht. Als "Paradezug" der Namibischen Eisenbahn kann der „Desert Express” angesehen werden, der zwischen Windhuk und Swakopmund verkehrt.

Das gab es am Balkan auch vor nicht allzu langer Zeit - Gepäckverladung in den Zug nach Tsumeb im Bahnhof von Windhuk. Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum      Wagon nach Walfischbucht. Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum

Im Empfangsgebäude des Bahnhofs von Windhuk, im alten wilhelminischen Stil erbaut, befindet sich das zentrale Eisenbahnmuseum Namibias. Die Impressionen vom Aussenbestand dieses sehenswerten Museums sowie vom Bahnhof Windhuk hat ein guter Freund, Marco Strödike, der stolze Südwester, für DEEF geschossen - Danke Marco!

Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum

Bahnhof Windhuk. Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum

Schienen-Panzerfahrzeug der Südafrikanischen Armee, heute im Eisenbahnmuseum von Windhuk. Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum

Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum

Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum

Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum

       Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika / Namibia. DEEF Dr. Michael Populorum   

         >> DEEF bleibt am Ball > Der Bericht über Südwest / Namibia wird ausgebaut...

Anm.: Die Angabe von Ortsnamen erfolgt meist in der ursprünglichen deutschen Schreibweise

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 30. September 2010; Änderungen: -

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Last modified  Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:38 +0200
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