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Wenn es um den Verkehr geht, so hat die Baden-Württembergische Landeshauptstadt Stuttgart einiges zu bieten: Nicht nur im negativen Sinn, wenn man laufend davon hört, Stuttgart ist die "Feinstaub-Hauptstadt Deutschlands", sondern auch im positiven Sinne, gibt es doch dort unzählige Arbeitsplätze in der Automobilindustrie sowie deren Zulieferbetrieben. Die zwei bekanntesten Unternehmungen sind dabei die Firmen Porsche und Daimler Benz, beide präsentieren ihre Unternehmensgeschichte in je einem einzigartigen und höchst besuchenswerten Museum. Daneben ist auch der Öffentliche Verkehr sehr vielfältig und interessant, Eisenbahn, S-Bahn, U-Bahn/Stadtbahn, Tram, Zahnradbahn, Standseilbahn und Autobus prägen das vielfältige Bild des ÖPNV. Und auch ein Museum hat der ÖPNV zu bieten, die Straßenbahnwelt Stuttgart. Schon der äußere Anblick, die Architektur, des neuen Mercedes-Benz Museums, geschaffen vom holländischen Architekten Ben van Berkel, fasziniert. Seit 2006 thront auf einem aufgeschütteten Hügel im Nekarpark im Stuttgarten Stadtteil Bad Cannstatt direkt vor den Toren des Untertürkheimer Mercedes-Benz Werks und in Nachbarschaft zum örtlichen Fußballstadion Mercedes-Benz Arena (Spielstätte des VfB Stuttgart) der alu- und glasummantelte Museumskomplex.
Das Mercedes-Benz Museum verknüpft eine elegante Erscheinung mit einer einzigartigen Struktur auf Basis einer Doppelhelix. Alles an dieser Architektur ist im Fluss: Es gibt weder geschlossene Räume noch gerade Wände. Ohne Stützen spannen sich 33 Meter weite Decken, und keine der 1.800 dreieckigen Fensterscheiben gleicht der anderen.
Die Ausstellung in Form einer Doppelhelix zeigt über 125 Jahre
Markengeschichte. Darin liegen die Erbanlagen für die gegenwärtige und
zukünftige Entwicklung, und dies vermittelt das Mercedes-Benz Museum dem
Besucher bereits in seiner architektonischen Gestalt: Den untrennbaren
Zusammenhang zwischen Tradition und Innovation. Ihren Höhepunkt und eine
letzte Beschleunigung erfährt die Zeitreise im letzten Mythosraum, der
beide Rundgänge abschließt und in die Gegenwart zurückführt. Dutzende
Rennfahrzeuge machen dort den Mythos Mercedes-Benz in Reinkultur erlebbar.
Eine Steilkurve greift die komplexe Geometrie des Gebäudes auf und
erinnert zugleich an traditionsreiche Rennstrecken.
(Mercedes-Benz Museum) Von der obersten Ebene aus führen zwei Wege in weiten Kurven durch die umfangreiche Sammlung. Der Mythosrundgang folgt chronologisch der Geschichte der Marke von der Erfindung des Automobils bis heute. Auf dem zweiten Rundgang setzen fünf Collecitonsräume zeitübergreifende Schwerpunkte. Jederzeit kann der Besucher zwischen den verschiedenen Sphären wechseln. Auch die mehr als 100-jährige Nutzfahrzeuggeschichte des Unternehmens wird neuerdings präsentiert. Beide Rundgänge enden in der Steilkurve des Raums „Silberpfeile – Rennen und Rekorde“. Das Konzept für den musealen Ausbau wurde vom Stuttgarter Büro HG Merz entwickelt.
Mit dem Typ MB 300 präsentiert Mercedes-Benz 1951 den schnellsten und
größten Serienwagen deutscher Produktion. Er steht in der Tradition des
„Großen Mercedes“ und wird schnell zum wichtigsten Repräsentationsfahrzeug
der jungen Bundesrepublik. Seinem prominentesten Passagier verdankt der
Typ 300 den Beinamen „Adenauer“
Die chronologisch orientierten Mythosräume erzählen die Geschichte der Marke Mercedes-Benz und gliedern sie in Themen und Epochen.
Mythos 1: Pioniere – Die Erfindung des Automobils, 1886 bis 1900
Die Collectionsräume zeigen thematisch geordnet die Fahrzeuge der
Marke.
Nachfolgend einige Eindrücke von meinem Museumsbesuch im Feber 2018 festgehalten mit meiner kleinen Nikon-Kamera.
Anreise mit dem Bus. Kurios: Der Eingang rechts zum Werks mit der Eingangslobby liegt direkt unter einer Stadtautobahn
Im Freigelände vor dem Eingang grüßt der 5-fache Weltmeister Juan Manuel Fangio
Das Mercedes-Benz Center, die MB Niederlassung Stuttgart, gemeinsam mit
dem
Futuristische Aufzugskabinen bringen den Besucher auf die oberste Ebene, wo die Zeitreise durch die Automobilgeschichte nach unten beginnt
Blick nach unten in den Eingangsbereich
Links der dreirädrige Benz Patent-Motorwagen, das erste Benzin-Automobil der Welt von 1886, rechts im Vordergrund die Daimler Motorkutsche, das erste Auto der Welt mit vier Rädern und einem Benzinmotor. Gottlieb Daimler hat sie 1886 zusammen mit Wilhelm Maybach konstruiert
Modell eines Bahnhofs im ausgehenden 19. Jhd
Daimler Motor-Draisine, weltweit erstes Schienenfahrzeug mit Benzinmotor, erstmals 1887 im Einsatz zwischen Esslingen und Kirchheim/Teck
Das erste Motorrad der Welt, der "Reitwagen" von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach
Der dreirädrige Benz Patent-Motorwagen, das erste Benzin-Automobil der Welt von 1886
Schmalspurstraßenbahn von 1890 im Einsatz in Cannstatt genannt "Motor Waggonet"
Daimler Motor-Feuerspritze
Dieser Daimler Motor-Lastwagen aus dem Jahr 1898 ist der älteste noch existierende Lkw der Welt
Weitere "Pioniere"
Im Jahr 1900 wurde der Markenname "Mercedes" eingeführt
Mythos 2: Mercedes – Die Geburt der Marke, 1900 bis 1914
Benz 20/35 PS Landaulet Baujahr 1909
Auswahl an ausgestellten Nutzfahrzeugen
Modelle zweier MB Reisebusse aus der Zeit vor dem 2. WK
Der Mercedes-Benz O 305 zählt zur ersten Generation der Standard-Linienbusse, mit der 1967 eine Vereinheitlichung der im Liniendienst eingesetzten Omnibustypen beginnt. Das ausgestellte Fahrzeug legt bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) von 1980 bis 1995 im Linienverkehr mehr als eine Million Kilometer zurück
Mercedes-Benz Duo-Bus, ein Hybrid Obus und Dieselbus
Milnes-Daimler Doppeldeckerbusse kommen seit 1904 in London zum Einsatz
Der Mercedes-Benz O 2600 Allwetter-Reiseomnibus ist mit seiner Langhauber-Bauart ein typischer Omnibus der 1930er-Jahre. Das Werk Gaggenau baut ihn in unterschiedlichen Ausführungen, vor allem als kleineren Reise- oder Ausflugsomnibus mit 20 bis 30 Sitzplätzen.
Der Mercedes-Benz O 3500 Allwetter Reisebus ist der erste nach Kriegsende konstruierte Mercedes-Benz Omnibus. Er ist noch als klassischer Langhauber konzipiert und wird in verschiedenen Varianten als Linien- und Reisebus angeboten
Ein schöner Rücken kann durchaus entzücken :-)
Mit diesem LO 1112 beginnt Hector Prieto 1969 in Buenos Aires seine Laufbahn als Busunternehmer. Der Kurzhauber-Omnibus LO 1112 stammt aus dem Mercedes-Benz Werk in Buenos Aires
1935 bringt Mercedes-Benz den Schwerlastwagen L 6500 Pritschenwagen auf den Markt, der im Werk Gaggenau produziert wird. Er ist mit einem leistungsstarken Sechszylinder-Dieselmotor ausgestattet und speziell auf die Anforderungen des Güterfernverkehrs ausgerichtet
Im Volksmund ist der LP 333 Pritschenwagen wegen seiner beiden gelenkten Vorderachsen als „Tausendfüßler“ bekannt. Die neuartige Konstruktion führt Mercedes-Benz 1958 ein
In der Collection 2 - Galerie der Lasten, im Bild rechts der Benz
3-Tonnen-Lastwagen,
Der O 10000 kommt in den 1930er-Jahren als Stadt- und Fernverkehrsomnibus zum Einsatz und beeindruckt schon durch seine Größe. Das ausgestellte Fahrzeug dient der Österreichischen Post nach dem Zweiten Weltkrieg als Paketwagen auf der Strecke Salzburg-Wien. Später wird es zum mobilen Postamt umgebaut, das bei Veranstaltungen wie den Salzburger Festspielen oder als Behelfspostamt im Einsatz ist
Beeindruckend
Der L 406 Kastenwagen ist ein Vertreter der Transporter-Baureihe L 319. Als vollkommen neue und eigenständige Konstruktion unterscheidet sich die 1955 präsentierte Typenreihe erstmals deutlich von den Lastwagen
Werbeplakat für den MB Reisebus O 321
Mercedes-Benz LK 338 Kipper. Der LK 338 ist ein frühes Modell der
Mit dem Reisebus O 303 präsentiert Mercedes-Benz 1974 eine Omnibusreihe, die bei Reisebussen neue Maßstäbe für Komfort und Sicherheit setzt. Mit Bussen dieser Baureihe werden von 1980 an Überrollversuche durchgeführt, die zur Entwicklung des überrollfesten Aufbaugerippes für Omnibusse führen. Auch bei der aktiven Sicherheit setzt der O 303 Maßstäbe: er ist 1981 der weltweit erste Bus mit ABS
Mercedes-Benz Travego Reisebus, Produktion seit 2009. Der ausgestellte Omnibus ist das erste produzierte Serienfahrzeug der neuesten Travego Generation und schreibt die Tradition der Mercedes-Benz Reisebusse fort
Für die Fußball-WM 1974 in der Bundesrepublik stellt Mercedes-Benz den 16 teilnehmenden Nationen luxuriöse Reisebusse des Typs O 302 zur Verfügung. Alle Mannschaftsbusse sind gelb lackiert und mit Landesnamen und -flagge versehen. Dieser O 302 ist dem Bus der bundesdeutschen Nationalelf nachgebildet. Der Verbleib des Originals, nach der WM noch jahrelang als Reisebus im Einsatz, ist ungeklärt. Ort der Aufstellung: Galerie der Namen
Der Mercedes-Benz 770„Große Mercedes“ ist das Repräsentationsfahrzeug der 1930er- und 1940er-Jahre. In dem luxuriösen Kompressorwagen lassen sich Könige, Staatsoberhäupter und Wirtschaftsgrößen, aber auch Vertreter des NS-Regimes chauffieren. Dieser Tourenwagen gehörte dem Industriellen Otto Wolff von Amerongen
Mythos 4 "Die Wunderjahre"
Der Mercedes-Benz 300 S Cabriolet A erscheint Ende 1951 als besonders exklusives Spitzenmodell mit sportlicher Note. Der Zweitürer ist als Coupé, Cabriolet und Roadster erhältlich
Mercedes-Benz 300 SL Coupé. Der 1954 präsentierte 300 SL Seriensportwagen basiert auf der erfolgreichen Rennsportversion von 1952. Höchstgeschwindigkeit 260 km/h
Mythos 5: Vordenker – Sicherheit und Umwelt, 1960 bis 1982
Mercedes-Benz 230 G „Papamobil", Baujahr 1980, gebaut für Papst Johannes Paul II
Mercedes-Benz 600 Pullman Staatslimousine. Mit dem Typ 600 präsentiert Mercedes-Benz 1963 ein neues Repräsentationsfahrzeug. Die ausgestellte Staatslimousine mit erhöhtem Dach und Vollpanzerung entsteht 1965 als Einzelstück für den werkseigenen Fuhrpark. Mehr als 30 Jahre lang befördert sie Könige, Kanzler und Präsidenten bei Staatsbesuchen höchst komfortabel und bestens geschützt
Ob der tollen Schaustücke lief meine kleine Nikon fast heiß :-)
Mythos 6: Aufbruch - Der Weg zur emissionsfreien Mobilität, 1982 bis heute
AMG-Tuning
Rennwagen und Mythos 7: Silberpfeile – Rennen und Rekorde
Eine Legende, der Blitzen-Benz
Faszinierend präsentiert, alle Hochachtung! Im Hintergrund unten links das Buffet/Restaurant
Alle Fotos Archiv DEEF / Dr. Michael Alexander Populorum
Fazit: Ein herrliches Museum, das man unbedingt gesehen haben muss! In solcher Qualität sollten auch Fahrzeuge des Öffentlichen Verkehrs präsentiert werden, eigentlich eine Aufgabe des Staates! Doch die Situation in Österreich diesbezüglich ist eine einzigeTragödie!
Link:
Mercedes-Benz Museum Stuttgart >>>
D: Verkehrsmuseen - Stuttgart (1): Das Porsche-Museum in Zuffenhausen >>>
D: Verkehrsmuseen - Stuttgart (3): Die Straßenbahnwelt Stuttgart >>>
Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austira / DEEF; Erstmals Online publiziert: 6. Oktober 2018; Letzte Ergänzung: |
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Montag, 08. Oktober 2018 18:20:54 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020