DEFF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung Dr. Michael Populorum AustriaEisenbahnforschung # Eisenbahn-Archäologie # Eisenbahn-Geographie # Eisenbahn-Geschichte

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A: Die Laaer Ostbahn von Wien über Wolkersdorf und Mistelbach nach Laa/Thaya

Die Bahnstrecke von Wien ins Nördliche Waldviertel nach Laa/Thaya ist historisch betrachtet das Überbleibsel einer einst in der k.k. Zeit errichteten Eisenbahn-Magistrale von der Residenzstadt Wien in die nördlichen Kronländer.

Konzipiert und errichtet wurde die Strecke von der k. k. privilegierten österreichisch-ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft (StEG), die Strecke führte bis 1945 von Laa weiter über Brünn und Prag nach Bodenbach (heute Decin, dt. Tetschen). Die Gesamtstrecke wurde am 24. November 1870 eröffnet. 1909 wurde die StEG verstaatlicht (kkStB), heute ist die ÖBB Betreiber auf dem hier beschriebenen Abschnitt bis Laa an der Thaya.

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Seit Jahrzehnten im Einsatz, die bewährten Garnituren 4020, hier in Doppeltraktion einmal mit alter blauer Lackierung und einmal der neueren rotgrauen Lackierung im Endbahnhof Laa/Thaya, der vor einigen Jahren modernisiert wurde

Im Gefolge des 2. Weltkriegs und der Errichtung des Eisernen Vorhangs wurde die Strecke von Laa/Thaya weiter ins Tschechische über den Thayafluß nach Höflein (heute Hevlin) unterbrochen, die Gleise auf österr. Gebiet wurden entfernt, von der Trasse gibt es kaum Relikte im Gelände zu sehen. Auch die Thayabrücke ist zerstört. Trotz offenkundiger Wünsche aus der Region nach einer Wiederinbetriebnahme der Strecke über die Grenze dauert die bedauerliche Streckenunterbrechung auch knapp 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs immer noch an, ein Autobus eines Tschechischen Unternehmers fährt nahezu im Stundentakt über die Grenze, oftmals direkt nach Brünn durchgebunden.

Einige Kennzahlen der Laaer Ostbahn:

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Streckenlänge Wien Hbf - Streckenende nach Laa/Thaya: 83,6 km (Gesamtstrecke Wien Hbf - Brünn Hbf 155,8 km)

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Normalspur, zweigleisig bis Wolkersdorf,  eingleisig Wolkersdorf - Laa/Thaya. Der Unterbau wurde von Beginn an auf der Gesamtstrecke für 2-gleisigen Betrieb errichtet. Der zweigleisige Ausbau von Gerasdorf bis Wolkersdorf erfolgte 2005

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Traktion: Elektrifiziert mit 15 kV 16,7 Hz Wechselstrom. Der Abschnitt Mistelbach - Laa an der Thaya wurde erst 2006 elektrifiziert

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Kleinster Radius: 262 m

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Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h (im Zweigleisigen Abschnitt)

Die Stationen:

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In den neuen City Jets von Siemens gibt es Monitore mit Anzeige der Haltestellen. Im Unterschied zur Schweiz, wo man seitens der SBB den Fahrgästen auch event. Anschlüsse (Züge, Busse) in den Stationen anzeigt, heißt es bei den ÖBB lapidar per Lautsprecheransage, man möge sich darüber am Bahnsteig erkundigen. Man führt in Österreich also ein System ein, das bereits veraltet ist und deutlich hinter den Möglichkeiten der Technik zurückhängt

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Wien Hbf, Bahnhof, km 0,0 (früher ab Wien Ostbahnhof)

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Simmering Hauptwerkstätte, ehem. Haltestelle bis 1900, km 2,7

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Wien Simmering, Haltestelle, km 3,4

 

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Hier auf der klassischen Laaer Ostbahn, im Halt Wien Simmering, verkehren zwar Züge, aber aktuell nicht nach Laa/Thaya sondern zum einen die RJ/EC nach Lundenburg (Breclav) an der Nordbahn sowie Züge der Marchegger Ostbahn, so wie hier am Bild dargestellt eine REX-Komposition nach Pressburg, gezogen von Hercules 2016 016 am 30.3.2016

 

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Wien Haidestraße, Haltestelle, km 5,0

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Wien Praterkai, Haltestelle, km 7,5

 

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Eine Doppeltraktion 5047er, angeführt von 5047 053-3, fährt von der 759 m langen Stadlauer Ostbahnbrücke (kurz Stadlauer Brücke) in die Station Wien Praterkai ein (24.3.2011)

 

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Ein Talent auf der Stadlauer Brücke

 

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Wien Lobau, ehem. Haltestelle bis 2014, km 8,6

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Wien Stadlau, Haltestelle, km 10,6

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Wien Erzherzog-Karl-Straße, Haltestelle, km 11,3 (> Marchegger Ostbahn)

 

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Gleis 1 und 2 am Bahnsteig rechts führen Richtung Süssenbrunner Kreuz (Laaer Ostbahn), die Gleise 3 und 4 am linken Bahnsteig führen Richtung Marchegg

 

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Wien Breitenleer Straße, vormals Kagran ÖBB, ehem. Haltestelle bis 2010, km 13,9

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Breitenlee, ehem. Haltestelle bis 1921, km 14,9

 

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Das "Süssenbrunner Kreuz" aus Richtung Norden kommend - geradeaus führen die Schienen der Laaer Ostbahn Richtung Stadlau-Simmering-Wien Hbf, die Züge der Laaer Ostbahn biegen aber hier nach rechts (Westen) ab Richtung Floridsdorf, um dann in langsamer Fahrt alle Halte der Wiener S-Bahn Stammstrecke abzuklappern. Im Bild nach links (Osten) zweigen die Züge der Nordbahn Richtung Lundenburg ab

 

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Gerasdorf, Bahnhof, km 18,7

 

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Wie so oft in Österreich - der neue Mittelbahnsteig mit kalten Nirostasitzen, Glaskäfig und Aufzug, daneben für die Bahnkunden aber nicht mehr nutzbar das alte prächtige Aufnahmsgebäude von Gerasdorf

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Kapellerfeld, Haltestelle, km 21,3

 

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Seyring, Haltestelle, km 23,0

 

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Während es im Bundesland Salzburg bis dato immer noch kein einziges Windrad zur Stromerzeugung gibt, sind im Osten Österreichs wie hier zwischen Seyring und Obersdorf ganze Windparks in der ebenen Landschaft zu sehen

 

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Obersdorf, Haltestelle, km 26,7 (>Stammersdorfer Lokalbahn nach Groß Schweinbarth)

 

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Die Haltestelle Obersdorf wurde in Hochlage im rechten Winkel zu den ehem. Gleisen der Stammersdorfer Lokalbahn errichtet. Ein Cityjet  am 19.7.2017 in der Haltestelle Obersdorf

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In Obersdorf besteht Anschlussmöglichkeit Richtung Groß Schweinbarther Kreuz und Gänserndorf. 5047 091-3 wartet am 26.6.2012 auf die Abfahrt Richtung Größ Schweinbarth und weiter nach Gänserndorf

 

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Wolkersdorf, Bahnhof, km 28,6 (Ende der 2-gleisigen Strecke)

 

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Das stattliche Aufnahmsgebäude Wolkersdorf mit einem Buffet, das aber offenbar eher auf Fastfood ausgerichtet zu sein scheint. Bis Wolkersdorf gibt es wochentags stündlich 3-5 S-Bahn Verbindungen nach Wien

 

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Ulrichskirchen, Haltestelle, km 31,9

 

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Schleinbach, Bahnhof, km 34,1

 

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Auch das alte Aufnahmsgebäude von Schleinbach steht nicht mehr im Mittelpunkt der Fahrgastströme, dieser liegt jetzt am neuen Mittelbahnsteig. Zugkreuzung einer 4020er Doppeltraktion Richtung Wien mit einer Doppeltraktion CityJet am 29.7.2018

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Hautzendorf, Haltestelle, km 37,9

 

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Niederkreuzstetten, Haltestelle, km 41,5

 

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Neubau-Kreuzstetten, Bahnhof, km 44,5

 

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Im Bahnhof Neubau-Kreuzstetten steht noch ein gediegenes Aufnahmsgebäude, eingesäumt von stattlichen Bäumen

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Ladendorf, Bahnhof, km 50,1

 

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Das alte aber gut renoviert aussehende Aufnahmsgebäude im Bahnhof Ladendorf

 

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Paasdorf, Haltestelle, km 52,4

 

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Am Verbindungsgleis zum Mistelbacher Lokalbahnhof bei der Einfahrt in den Bahnhof Mistelbach ist am 9. April 2012 die E-Lok 1040 013-3 geparkt. Weitere Altbauloks kann man zeitweise beim Heizhaus Mistelbach bewundern, welches vom Verein Neue Landesbahn bewirtschaftet ist

 

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Mistelbach, Bahnhof, km 55,6; 210 m.ü.d.M. (> ehem. Lokalbahn nach Gänserndorf, ehem. Lokalbahn nach Hohenau über Mistelbach Lokalbahnhof, ehem Lokalbahn nach Korneuburg, aktuell Zayataler Schienentaxi)

 

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Der Bahnhof Mistelbach ist Endpunkt der S-Bahn Linie 2. Das mächtige Aufnahmsgebäude ist einer Bezirkshauptstadt würdig, einzig ein Kiosk oder Buffet fehlt

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Video Clip Abfahrt Mistelbach nach Laa/Thaya

 

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Mistelbach Stadt, Haltestelle, km 56,2

 

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Von der Haltestelle Mistelbach ist es näher ins Zentrum als vom Bahnhof aus. Daher ist geplant, die wenigen hundert Meter vom Bahnhof Mistelbach bis zur Haltestelle doppelgleisig auszubauen und die S2 bis zur Haltestelle zu führen

 

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Fruchtbare Ackerböden rechts und links des Schienenstrangs

 

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Siebenhirten NÖ, Haltestelle, km 61,9

 

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Hörersdorf, Haltestelle, km 63,4

 

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Frättingsdorf, Bahnhof, km 66,5

 

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Auch etwas ins Abseits des neuen Mittelbahnsteigs gerutscht, das herrliche Aufnahmsgebäude in Frättingsdorf

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Zugkreuzung mit einem von 1144 285-4 gezogenen Wieselzugs, der gegen abends von Wien nach Laa/Thay unterwegs ist. In der HVZ herrscht Hochbetrieb, es wird irgendwann notwendig sein, weitere Kreuzungsmöglichkeiten einzurichten. Denn von einem 2-gleisigen Ausbau der Gesamtstrecke ist nach wie vor nicht die Rede und wohl auch nicht notwendig

 

 

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Enzersdorf bei Staatz, Bahnhof, km 70,9; 238 m (ehem. Lokalbahn nach Poysdorf)

 

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Das untere Foto zeigt deutlich im Vergleich, welchen Komfort man früher den zahlenden Fahrgästen angeboten hat, nämlich ein stattliches Gebäude mit beheiztem Wartraum, WC, sogar einen kleinen Laubengang mit Sitzmöglichkeiten gab es, vielleicht sogar irgendwann mal ein Buffet. Und natürlich einen Fahrdienstleiter sowie einen Schalter für Fahrkarten, kurzum jemanden, der im Fall der Fälle vor Ort war. Das heutige Angebot nimmt sich da schon deutlich bescheidener aus, nämlich ein Glaskäfig mit einigen kalten Nirostasitzen und einen Automat für die Fahrkarten

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Von hier zweigte die Lokalbahn nach Poysdorf ab - sie wurde wie so viele Eisenbahnen in Niederösterreich zwischenzeitlich demoliert, der letzte Personentransport fand 1977 statt, kurz darauf wurde die Strecke nachhaltig beseitigt

 

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Staatz, Haltestelle, km 74,9; 218 m

 

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Kottingneusiedl, Haltestelle, km 77,0

 

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Laa an der Thaya, Bahnhof, km 82,5; 184 m (> Pulkautalbahn nach Zellerndorf bzw. abgetragen nach Novosedly (dt. Neusiedl Dürnholz) an der Regionalbahnstrecke von Breclav (Lundenburg) nach Znaim; Die Gleise der Laaer Ostbahn Richtung Höflein (Hevlin) wurden nach 1945 restlos abgetragen

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In Laa/Thaya gibt es seit ein paar Jahren einen neuen Mittelbahnsteig und - im Hintergrund sichtbar - eine neue Brücke über die Bahnanlagen mit jeweils einem Lift. Im alten Aufnahmsgebäude können nach wie vor WC sowie Warteraum genutzt werden. Gleich vor dem Aufnahmsgebäude fungiert das Hubertusstüberl als inoffizielles Bahnhofsrestaurant. Die linke Cityjet-Garnitur ist eben als S7 vom Wiener Flughafen angekommen, das Gleis ist also frei für den Retourzug nach Wien auf Gleis 2 (21.8.2018)

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Warteraum Bahnhof Laa/Thaya

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ein mächtiges Aufnahmsgebäude in Laa/Thaya

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Blick von der neuen Brücke über die Bahnanlagen. Oben Richtung Aufnahmsgebäude, unten Richtung Streckenende

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Vor der Remise fristet 1020 005-3 offensichtlich das Los eines Ersatzteilspenders. In ihrem früheren Leben tat sie ihren Dienst im Ländle jenseits des Arlberges

Videoclip Abfahrt Laa/Thaya

 

Der Lückenschluß nach Tschechien:

Im Jahre 1989 fiel der Eiserne Vorhang und auch zwischen Österreich und Tschechien normalisierte sich dann das Leben an der Grenze langsam wieder, man konnte wieder hinüber und herüber fahren und nach dem Beitritt Tschechiens zur EU am 1. Mai 2004 sind auch die Grenzkontrollen weitestgehend Geschichte. Das Gebiet um Laa/Thaya rückte aus einer Randlage plötzlich in die Mitte, ein Aufschwung schien somit nur eine Frage der Zeit zu sein. Allerdings: Eisenbahntechnisch ist man in Laa/Thaya noch nicht im 21. Jhd. angekommen, wie das Foto zeigt, ist bei Eisenbahnkilometer 83,6 immer noch Schluß und nach dem Prellbock sieht man noch ein paar Meter überwachsene Schienen, nach der Straßenquerung wurden die Schienen radikal entfernt, den Verlauf des Bahndamms kann man nur in der Natur anhand der Baum- und Gebüschreihen nachvollziehen.

Man muß sich wirklich wundern, warum man hier 29 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs den Lückenschluß mit Tschechien - es geht um nicht einmal 2 km Schienen! immer noch nicht vollzogen hat?!? Die Eisenbahn wird als umweltfreundliches Verkehrsmittel gelobt, Politiker in Österreich wie in Brüssel reden seit langem davon, dass Personen wie Güter auf die Schiene zu verlagern sind, dass man ein Europa der Regionen fördern möchte, man die Nachbarn kennenlernen sollte und dann sowas wie in Laa/Thaya. Dort hat man übrigens im Jahr 2002 eine Therme errichtet und diese 2015 großzügig erweitert. Da sollte man doch auch an die Gäste jenseits der Grenze denken, dort ist ja kein unbesiedelter Raum sondern man könnte das Einzugsgebiet für die Therme Laa deutlich erhöhen wenn man eine funktionierende Eisenbahnstrecke hätte, wie gesagt, es fehlen knapp 2 km Schienen und eine kleine Brücke über die Thaya. Geht es um Autostraßen oder gar Autobahnen (es geistern ja gerade Pläne von einer Waldviertelautobahn durch die Medien), dann scheint man in Niederösterreich flott zu sein, bei Eisenbahnen ist man in NÖ eher flott im Demolieren anstatt zu sanieren. Die Köpfe der Politik scheinen da ebenfalls noch nicht im 21. Jhd angekommen zu sein.

Anschließend ein paar Fotos vom Streckenverlauf auf österreichischem Gebiet, die Situation in Höflein werde ich bei meiner nächsten Exkursion dokumentieren und dazu mit dem Bus über die Grenze nach Höflein (Hevlin) fahren.

 

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Streckenende bei km 83,6, also ca. 1 km nach dem Bahnhof von Laa/Thaya. Den ehem. Bahndamm erkennt man durch den Bewuchs durch Bäume und Sträucher, er setzt sich nach der Strasse (Ruhhofstraße) fort. Dem Wanderer sei aber empfohlen, einen Fußweg links der Trasse zu nehmen, der Damm ist total verwachsen. Nach ca. 400 m kommt man zur B46 Staatzer Straße, welche den Bahndamm im rechten Winkel durchörtert.

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Nach der Staatzer Straße verläuft der Bahndamm schnurgerade auf die Staatsgrenze zu, man sieht auf dem Foto den verwachsenen Bahndamm kurz vor der Staatsgrenze, ein Fahrweg verläuft parallel zum Thayamühlbach, der hier zeitweise die Staatsgrenze bildet. Der Bach ist nur einige Meter breit, von der ehem. Eisenbahnbrücke sieht man überhaupt nichts mehr. Man muss sich hier fragen, warum haben die ÖBB die Strecke so nachhaltig abgebaut, ohne irgendwelche Relikte zu hinterlassen??

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Auf tschechischer Seite sieht man die Vegetation auf dem Bahndamm sich deutlich vom Ackerland abheben. In der Bildmitte im Hintergrund verläuft die Thaya, ca. 400 m dahinter beginnen auf tschechischer Seite die Schienen kurz vor dem Bahnhof von Höflein (Hevlin). Da von Seiten Österreichs keine Anstalten zum Lückenschluß getroffen wurden (ÖBB, Land NÖ) hat die Tschechische Staatsbahn CD den Verkehr nach Hevlin im Jahr 2010 eingestellt und auf Busverkehr bis Grusbach (heute Hrušovany nad Jevišovkou) umgestellt. Im Bahnknoten Grusbach hat man Anschluß an die Ost-West verlaufende Strecke Lundenburg - Znaim sowie an die nach Norden Richtung Brünn weiterlaufende Laaer Ostbahn

Verkehr heute

Die Verbindungen auf der Laaer Ostbahn sind in das Wiener S-Bahn System eingebunden, wobei die Fahrten von Wien ausgehend nicht der klassischen eigentlichen Laaer Ostbahn folgen, sondern die Fahrgäste dürfen allesamt einen Umweg über die Wiener S-Bahn Stammstrecke machen. Im Regelfall verkehrt die S 2 von Meidling bis Mistelbach und retour, die S 7 von Flughafen Wien bis Laa/Thaya und retour. Die oben beschriebene Strecke wird dabei ab Gerasdorf Richtung Norden benutzt, davor erfolgt die Fahrt über die Wiener Stammstrecke bis Floridsdorf und dann auf der eigentlichen Nordbahn bis zum Knoten Süssenbrunn, wo dann auf die Gleise der klassischen Laaer Ostbahn eingeschwenkt wird. Die Züge der S 7 bis Laa/Thaya verkehren ab Floridsdorf bis Mistelbach meist als Regionalzug, der nicht alle Stationen bedient.

Die Frequenz beträgt dabei je nach Tageszeit pro Stunde:

Bis Wolkersdorf: Wochentags 3-5x, Sa, So 2-3x

Bis Mistelbach: Wochentags 2-3x; Sa, So 1-2x

Bis Laa/Thaya: Wochentags 1-2x (tagsüber Stundentakt, abends 2x pro Stunde), Sa, So nur alle 2 Stunden (abends Stundentakt)

Die letzte Verbindung von Wien Mitte nach Laa/Thaya verkehrt um 23.22, am Sonntag um 22,22, das ist in Ordnung. Allerdings gibt es wochentags davor eine Lücke von 2,5 Stunden, das ist nicht attraktiv.

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Elektrotriebwagen der BR 4020 im Endbahnhof Laa/Thaya (August 2018)

Der zweite Bahnhof von Laa/Thaya:

Die Stadt Laa an der Thaya kann auch noch mit einem zweiten Bahnhof aufwarten, neben dem derzeitigen Endpunkt der Laaer Ostbahn gibt es noch einen zentrumsnäheren Bahnhof, nämlich Laa a. d. Thaya Stadt. Dieser liegt an der Pulkautalbahn Laa/Thaya nach Zellerndorf an der Nordwestbahn (Wien - Retz - Znaim), die aktuell nur mehr vom Güterverkehr frequentiert wird. Bis 2006 verkehrten Dieseltriebwägen der Reihe 5047 planmäßig von Laa/Thaya bis Laa a.d. Thaya Stadt, danach war die Laaer Ostbahn elektrifiziert und der Pendelverkehr mit einem Dieseltriebwagen schien zu aufwendig.

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Das zwischenzeitlich als Wohnhaus fungierende Aufnahmsgebäude von Laa a.d. Thaya Stadt. Auf dem Bahnhofsareal waren zahlreiche Güterwaggons abgestellt

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Ein Güterzug erreicht auf der 2,2 km langen Schleife von Laa/Thaya kommend den Stadtbahnhof von Laa. Er fuhr dann weiter Richtung Westen (21.8.2018)

 

Fazit:

Aus unserer Sicht gilt es unbedingt 2 Dinge zu verbessern: 1. ein Zweistundentakt am Sa (Einkaufsverkehr) und am So (Ausflugs-/Tourismusverkehr) ist wahrlich nicht kundenfreundlich, ein Stundentakt sei hier unbedingt gefordert; 2. dass man allen Fahrgästen eine Rundreise über die Wiener S-Bahn Stammstrecke zumutet, wo die Züge noch dazu meist in Schrittgeschwindigkeit unterwegs sind (die alte Ischlerbahn war da wohl schneller!) ist eine Farce!

Bei einer Führung vom Hauptbahnhof direkt nach Norden entlang der klassischen Strecke läßt sich ohne weiteren Aufwand mindestens eine Viertelstunde Fahrzeit einsparen im Vergleich zur Rundreise über die ohnehin überlastete Stammstrecke. Verbunden mit Sprinterzügen, die nicht alle Haltestellen bedienen und einigen Streckenoptimierungen ließe sich hier viel Fahrzeit einsparen, denn die Fahrzeit aktuell ist nicht attraktiv!

 

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Gut Speisen mit Blick auf den Bahnhof im Hubertusstüberl in Laa/Thaya.Als Menü wurde an diesem heißen Augustmittag eine hausgemachte Erbsensuppe, danach ein herrliches Paprikahendl mit Gnocchi. Dazu ein süffiges Bier aus der Hubertusbrauerei, einer der ältesten Brauereien Österreichs mit Stammsitz unweit vom Bahnhof in Laa/Thaya

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur Railway Research Austira / DEEF; 

Erstmals Online publiziert: 27. August 2018; Letzte Ergänzung:

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Last modified  Montag, 27. August 2018 16:18:40 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung # Railway Research Austria 2009-2020 

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