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Die Kochelseebahn ist eine 35,5 km lange, eingleisige normalspurige und mit 15 kV 16 2/3 Herz elektrifizierte Bahnstrecke in Bayern, genauer gesagt in Oberbayern südlich von München. Die Bahnstrecke zweigt in Tutzing am Starnberger See (Landkreis Starnberg) von der Hauptbahn München - Garmisch-Partenkirchen - Mittenwald - Innsbruck ab, durchörtert Teile des Landkreises Weilheim-Schongau mit Bahnhöfen in Seeshaupt und in Penzberg und endet im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen mit dem Kreuzungsbahnhof Bichl und dem Endbahnhof in der Gemeinde Kochel am gleichnamigen See. Von Tutzing bis Bichl ist die Bahnlinie (Kursbuchstrecke 961) als Hauptbahn klassifiziert, von Bichl bis zum Ende in Kochel als Nebenbahn.
Der Bahnhof von Seeshaupt im Jahre 2009 noch ohne barrierefreiem Zugang mit Schüttbahnsteigen Die Bahnstrecke wurde in 2 Etappen errichtet und eröffnet: 16. Oktober 1865: Die Königlich Bayerische Staats-Eisenbahnen (K.Bay.Sts.B) eröffnen auf Initiative der beiden Städte Weilheim und Penzberg die Bahnlinie von Tutzing (an der Strecke München - Garmisch) nach Penzberg. Primärer Grund war der Gütertransport, nämlich vom Penzberger Kohlebergwerk. 23. Mai 1898: Verlängerung der Strecke von Penzberg über Bichl bis nach Kochel. In Penzberg wurde die Strecke so geführt, dass der bisherige Endbahnhof im Norden der Stadt nur mehr im Güterverkehr bedient wurde und für den Personenverkehr der heute noch bediente Bahnhof im Südwesten errichtet wurde. Zwischen dem nunmehrigen Güterbahnhof Penzberg und dem Personenbahnhof an der Strecke Richtung Kochel wurde ein Verbindungsgleis errichtet. Die Elektrifizierung der Gesamtstrecke einschließlich des Gleises zum Güterbahnhof Penzberg erfolgte bis zum 4. März 1925. Von 1951 bis 1971 erfolgte die Stromversorgung durch das Bahnstromkraftwerk in Penzberg, welches bis zur Einstellung des Kohlebergbaus 1966 mit lokaler Kohle befeuert wurde. 1989 wurde das Areal des ehem. Güterbahnhofs an die Stadt Penzberg verkauft und in Folge die Gleise abgebaut. Erfolgreich wehrte sich der Freistaat Bayern in den 1970er und 1980er Jahren gegen die Forderungen der Deutschen Staatsbahn, die Kochelseebahn einzustellen. Trotz zahlreicher Rückbauten im Laufe der Jahre (zuletzt 2012 im Bereich des Bahnhofs Bichl) erfreut sich die Kochelseebahn einer starken Nachfrage im Personenverkehr, während der Güterverkehr komplett eingestellt wurde.
Im Bahnhof Bichl (Foto) sowie Seeshaupt sind noch Formsignale im Einsatz Der Personenverkehr wird aktuell 2015 mit modernen Triebwagengarnituren der Baureihe 442 (Talent 2) im Rahmen des "Werdenfels Taktes" abgewickelt. Es besteht ein durchgängiger Stundentakt auf der Kochelseebahn, der teilweise zum Halbstundentakt verdichtet ist. Die Züge werden nach/von München Hbf. durchgebunden und im Bahnhof Tutzing gekoppelt bzw. geflügelt mit den Zügen Richtung Weilheim (Oberbayern). Die Züge halten ab Tutzing nur in Starnberg und München Pasing, wo auch Übergänge zur S-Bahn bestehen, mit der die von der Werdenfels Bahn nicht bedienten Stationen erreicht werden können.
Im Bahnhof Bichl bestand bis zur Einstellung am 31. Mai 1959 Anschluß an die Isartalbahn, welche ebenso wie die Kochelseebahn den Bahnhof Bichl am 23. Mai 1898 erreichte. Dieses Gleis 1 der Isartalbahn wurde erst 2012 in Bichl herausgerissen.
Nach meiner Erstbefahrung der Strecke im April 2009, wo mich der RVO-Autobus von meinem Ausflug auf der BOB von Bad Tölz nach Kochel brachte, besuchte ich die Strecke wieder im Jänner 2016, wo die Mehrzahl der Fotos entstanden sind. Die Stationen:
In Deutschland ist man - wie in der Schweiz - doch deutlich moderner und kundenorientierter wenn es um die Kommunikation geht. Solche Monitore sucht man bis dato vergeblich im Regionalverkehr (der ÖBB= in Österreich
Aufnahmsgebäude Bahnhof Tutzing im April 2009 - der Triebwagen nach Kochel fuhr damals am Hausbahnsteig 1 ab. Die Gemeinde Tutzing im Landkreis Starnberg hat 9.609 Einwohner. Tutzing ist auch Endpunkt der S-Bahnlinie S6 des MVV. Anlegestelle der Bayerischen Seenschifffahrt am Starnberger See
Richtung Kochel heute auf Bahnsteig 2 Süd
"Hamsterbacke" 442 719 abfahrtsbereit in Tutzing nach Kochel am 22.1.2016
Abzweig der Kochelseebahn von der Hauptstrecke Richtung Weilheim - Garmisch-Partenkirchen ca. 2,5 km südlich von Tutzing
Hamsterbacke vor dem Aufnahmsgebäude der Haltestelle Bernried
Doch etwas stilvoller und sicher auch funktioneller und auch billiger als die modernen Glaskobl - der Wartepavillon in Bernried
Aufnahmsgebäude Bernried. Das Gebäude scheint nachhaltig genutzt mit der Produktion und Verkauf der Schokoladenmanufaktur Clement. Die Gemeinde Bernried im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau hat 2.211 Einwohner. Den Namenszusatz "am Starnberger See" trägt die Gemeinde seit 1.1.2007.
Aufnahmsgebäude Bahnhof Seeshaupt. Im wintergartenähnlichen Glasanbau befindet sich ein mechanisches Stellwerk der Bauart Krauss mit Kurbelwerk aus dem Jahr 1903 (immer noch in Betrieb)
Der im Vergleich zu 2009 modernisierte Bahnsteig in Seeshaupt
Zugkreuzung in Seeshaupt anno 2009 - da verkehrten statt den heutigen Triebwägen der Reihe 442 solche der Reihe 425. Die Gemeinde Seeshaupt im Landkreis Weilheim-Schongau hat 3.108 Einwohner und wird auch von den Linien-Schiffen am Starnberger See angelaufen
Das Aufnahmsgebäude von Iffelsdorf scheint privat genutzt zu sein. Die Gemeinde Iffelsdorf hat 2.537 Einwohner und bildet gemeinsam mit der Gemeinde Seeshaupt die Verwaltungsgemeinschaft Seeshaupt. Wälder, Moore und Seen prägen die Landschaft, Relikte der Eiszeit (u.a. Osterseen, Fohnsee)
Mit 16.174 Einwohnern ist die ehem. Bergwerksstadt Penzberg die größte Ansiedlung entlang der Kochelseebahn. In der Stadt sind zahlreiche produzierende Betriebe angesiedelt, u.a. auch am Gelände des ehem. Güterbahnhofs. Im Ort befindet sich ein Bergbaumuseum sowie ein Rundweg zu einzelnen Relikten der langen Bergbaugeschichte
ET 442 219 im Bahnhof Penzberg auf der Fahrt Richtung München Hbf.
Bahnhof Penzberg Aufnahmsgebäude, Warteraum. Die Personenkasse dort ist noch besetzt
Ein Backladen ist im Bahnhof Penzberg situiert. Zur Brotzeit gibt es leider kein Bier - unverständlich im Bierland Bayern
Ausfahrt Penzberg Richtung Seeshaupt. Rechts noch ein kurzes Abstellgleis, das Verbindungsgleis zum ehem. Güterbahnhof wurde abgebaut
Aufnahmsgebäude Bahnhof Bichl. Nachdem das deutlich stattlichere Gebäude im 2. Weltkrieg zerstört wurde steht dort jetzt ein Zweckbau aus den 1950er Jahren
Das Stellwerk in Einheitsbauart, davor die Schrankenkurbel
Erinnerung an das Jubiläum 100 Jahre Kochelseebahn am Aufnahmsgebäude straßenseitig
Wir befinden uns im Pfaffenwinkel - die Kirche in Bichl ist dem Hl. Georg geweiht und mit Fresken reich verziert. Die Gemeinde Bichl befindet sich schon im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und hat 2.107 Einwohner.
Jaja, vor und nach der Zugkreuzung wird jeweils eifrig gekurbelt um den Schranken runterzulassen und aufzumachen
Neben Seeshaupt gibt es auch noch in Bichl Formsignale in Funktion. Einfahrt des ET aus Kochel kommend
Aufnahmsgebäude Benediktbeuern. Die Gemeinde hat 3.563 Einwohner
Das bekannte Kloster Benediktbeuern befindet sich gleich gegenüber der Haltestelle. Es wurde bereits 739/740 von Karl Martell gegründet und als Benediktinerabtei 1803 säkularisiert.
Verschneite Landschaft zwischen Kochel und Benediktbeuern
Der Endpunkt in Kochel ist erreicht. Hier war man zum Glück nicht so kurzsichtig wie in Oberammergau, wo man so stark rückbaute, dass nur mehr 1 Gleis übrig blieb. Trotz Rückbau gibt es in Kochel noch 2 Gleise mit Bahnsteig
Die Gemeinde Kochel am See hat 3.998 Einwohner und ist auch Sitz der gleichnamigen Verwaltungsgemeinschaft mit der Gemeinde Schlehdorf. Die Gemeinde liegt am Ufer des Kochelsees, an den im Süden der Walchensee anschließt. Berühmtheit erlangte der Ort durch den "Schmied von Kochel", einem Freiheitskämpfer zu Beginn des 18. Jahrhunderts
ET 442 719 am 24.1.2016 im Bahnhof Kochel
Sommerlicher zeigt sich dieses Foto von 2009: ET 425 549-3 sonnt sich am 9. April 2009 in der spätnachmittäglichen Sonne
Sonnenuntergang an einem kalten Wintertag am Starnberger See - herrliche Stimmung am Schiffsanleger in Bernried. Der Starnberger See hieß bis 1962 Würmsee und ist der fünftgrößte See Deutschlands. Die Nähe und gute Anbindung mit den Öffis an die Stadt München bescheren ihm speziell im Sommer zahlreiche Tagesausflügler
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Sonntag, 24. Januar 2016 20:23:11 +0100
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020