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Nachfolgender Reader versteht sich auch als Teaser zum ausführlichen Bericht in der DEEF Print-Edition Band 5, erschienen 2012 Nachfolgend möchte ich ein paar Fotos von den Relikten der k.u.k. Fleimstalbahn auf Südtiroler Gebiet zeigen. Zum einen finden sich Relikte im Bereich des ehemaligen Bahnhofs Auer (größter Schmalspurbahnhof der ehem. Monarchie Österreich-Ungarn), zum anderen entlang des heutigen Radweges von Cavalese bis Montan. Von Montan bis Auer überwand die Fleimstalbahn den steil abfallenden Höhenrücken des "Castelfeder" in mehreren weit ausschwingenden Serpentinen. In diesem Bereich finden sich kaum noch Relikte, die Natur hat sich das Terrain zurückerobert. Auer
Der alte Bahnhof der Fleimstalbahn (li.) direkt neben dem Bahnhof Auer der FS an der Strecke Bozen - Verona. Er beherbergt eine gemütliche Bar ("Aur-Ora") mit einem angeschlossenem kleinen Theater. Im Obergeschoss befinden sich genutzte Wohnräume. Am rechten Foto sieht man das direkt gegenüber gelegene Hotel Bahnhof (heute auch Hotel Christin genannt), welches auch in der damaligen Zeit schon existierte. Es ist bestens für den eisenbahnaffinen Reisenden geeignet (>> www.hotelchristin.it )
Fassadendetail des alten Bahnhofs der Fleimstalbahn in Auer; Innenansicht der Bar "Aur-Ora"), wo man auch recht gemütlich auf der überdachten Veranda am ehem. Hausbahnsteig sitzen kann
Im Inneren des alten Bahnhofs, heute wird dort Theater gespielt oder musiziert
Eingang zum ehem. Wartesaal; auch die Fahrkartenschalter sowie ein alter Kachelofen aus der k.k. Zeit sind noch gut erhalten
Bahnhof der FS in Auer
Der Betriebsbahnhof der Fleimstalbahn war der größte Schmalspurbahnhof der k.u.k. Monarchie mit einer Länge von 1.500 m, 100 m Breite, 85 Weichen und einer Gesamtlänge der Schmalspur-Gleise von 8,2km! Er mußte auf sumpfigem Grund errichtet werden. Die Gleise vom ehem. Bahnhof zu den Werkstätten und zum Lokdepot mußten einem Parkplatz weichen, das Gelände mit Wasserturm und Objekten wird heute partiell von einem Schotterunternehmen genutzt.
Das Heizhaus / Lokdepot der Fleimstalbahn, innen liegen tw. noch die Schienen.
Eines der zahlreichen Nebengebäude u.a. Werkstätten, Lager; rechts: Innen in der ehem. Schmiede Für eine Wanderung entlang der alten Trasse der Fleimstalbahn auf Südtiroler Gebiet (heute Rad- und Wanderweg) empfiehlt es sich, mit dem Bus (stündliche Verbindung ab Auer Richtung Cavalese) bis San Lugano zu fahren und von dort dann gemütlich bergab bis Montan zu spazieren
Der Bahnhof von St. Lugano war die höchstgelegene Station der Fleimstalbahn auf einer Seehöhe von 1.097m im Streckenkilometer 26,3 (ab Auer). Ausserdem die letzte auf Südtiroler Boden. Das Foto oben links zeigt das ehem. Bahnhofsgebäude (heute Wohnhaus) sowie das danebenliegende ehem. Umspannwerk, welches heute von der Katholischen Jungschar genutzt wird. Auf dem ehem. Hausbahnsteig wurden Schienen verlegt und temporäre Unterkünfte für die Jungschar in Form eines „Hotelzugs“ geschaffen (5 Waggons mit neuen Holzaufbauten). Beide Objekte sind in sehr gutem Zustand. Während der Bauzeit der Fleimstalbahn stand hier eine große Feldbäckerei. Von Neumarkt an der Etschtalbahn verlief übrigens als Vorläufer der Fleimstalbahn von 1915-1917 eine 25 km!!! lange Seilbahn über Pinzon, Montan, Kalditsch, Pausa und Kaltenbrunn bis nach St. Lugan (1916 sogar verlängert bis Cavalese).
Die Station Kaltenbrunn (Fontanefredde) liegt bei km 23,7 auf einer Höhe von 1.002 m. Die Station ist gut in Schuß und beherbergt einen Posten der Südtiroler Forstverwaltung.
Die Station Pausa liegt auf einer Höhe von 958 m im Streckenkilometer 22,5. Die Station ist nicht bewohnt sondern wird partiell vom danebenliegenden Bauernhof als Schuppen genutzt. Der Bauzustand scheint aber gut zu sein. Die Trasse liegt hier deutlich höher als die Fleimstalstrasse.
Die Fleimstalbahn hatte 6 Tunnel, wovon 5 auf dem Streckenabschnitt San Lugano - Montan liegen. Es sind dies:
Links talseitiges Portal des Kalditscher-Tunnels; rechts talseitiges Portal des Veitner-Tunnels
Tunnel Schloß Enn (Schloßbergtunnel), bergseitiges Portal
Links talseitiges Tunnelportal Tunnel Oberglen (Windischgrabentunnel); recht im inneren des Schloßbergtunnels
Blick bergwärts aus dem Veitner-Tunnel (der einzige Tunnel der nicht beleuchtet ist und nicht Teil des Radweges ist)
Mitten durch die Weinreben verläuft die Trasse der Fleimstalbahn mit Blick auf das tief unten liegende Etschtal
Im Dornröschenschlaf befindet sich das Gebäude des ehem. Bahnhofs Kalditsch (ital. Doladizza), unbewohnt, tw. überwuchert, aber immer noch Würde ausstrahlend. Der Bahnhof Kalditsch liegt auf einer Seehöhe von 702 Metern bei Streckenkilometer 15,8. Das Gebäude sollte unbedingt erhalten und revitalisiert werden. Bspw. als Wohnhaus mit einer kleinen Jausenstation kombiniert
In Kalditsch gibt es die größte Ansammlung von Oberleitungsmasten – man hat den Eindruck, die Bahn wurde erst gestern stillgelegt oder die Bahn wird in Bälde (wieder-) eröffnet werden…
Die Schleife mit dem Viadukt Unterglen, das Viadukt ist erheblich zugewachsen.Details zum Viadukt Unterglen: Strecken-km 11,0: 5-bogige gekurvte Brücke, insgesamt 73 m lang, 22,6m hoch, zwei 11,75 m weite und drei 12m weite Bogen. Am bergseitigen Ende des Viadukts bei Streckenkilometer 11,0 und Seehöhe 535 lag die Haltestelle Glen
Die Trasse strebt nun Montan zu, einem netten auf der Hochfläche des Castelfeder gelegenen Dorf. Der Bahnhof Montan (Montagna) in km 9,3, Seehöhe 453 m, dient heute als Wohnhaus
In Montan verliert sich die Spur der Fleimstalbahn – die Trasse verlief über den neuerbauten Sportplatz, dann hier durch die Obstgärten Richtung Nord (im HG das Bozner Becken), um dann in einer grossen Schleife den Ort Montan südwärts zu verlassen. Den Castelfeder, einen uralten mystischen Besiedlungsraum (u.a. Urnengräber aus dem 2. Jahrtausend v. Chr.) auf einem mehrfach kupierten Hügel oberhalb Auer bis Montan, überwand die Fleimstalbahn in mehreren langgezogenen Schleifen, wobei man diese Schwierigkeiten sogar ohne Kunstbauten (Viadukte) überwinden konnte. Auch eine Haltestelle gab es, nämlich Vill oberhalb von Neumarkt, die aber schon vor 1963 stillgelegt wurde. An Relikten lassen sich Schüttungen für den Bahndamm sowie Stützmauern noch einzeln finden. Die Rückreise von Montan nach Auer kann bequem mit dem SAD Autobus stündlich erfolgen oder man nutzt den Naturerlebnisweg Biotop Castelfeder.
Abschliessend noch ein Relikt in Auer: Vom
Bahnhof Auer nach Auer Ort folgte die Fleimstalbahn der heutigen
Bahnhofsstrasse und hier erkennt man noch den Bahndamm sowie die Brücke
über den Großen Branzoller Graben Einkehrtip: Gasthof Albergo Restaurant St. Urban, Auer Bahnhofsstrasse. Vom Bahnhof kommend am Ortsanfang auf der rechten Seite. Franz kocht sehr gut, große Portionen, günstiger Preis.
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Sonntag, 23. Oktober 2016 20:01:52 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020