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Die normalspurige und 44 km lange Eisenbahnstrecke von der Provinzhauptstadt Belluno ins nördliche Calalzo ist eine überaus lohnende Bahnstrecke, vor allem, wenn man es gebirgig und mit Tunnel durchsetzt mag. Die Strecke ist nicht elektrifiziert, es verkehren aktuell 2015 noch die alten Dieseltriebwägen vom Typ Aln 668, wo man die Fenster öffnen und die Strecke somit weit authentischer erleben kann als im sicher bequemeren Minuetto. Betreiber der Strecke ist die staatliche RFI/Trenitalia.
Diesel Triebwagen Aln 668 1236 abfahrtsbereit in Belluno nach Calalzo am 8. Oktober 2015 Und das Fotographenherz schlägt höher, wenn man ordentlich nach aussen fotographieren, dabei Frischluft schnuppern und die Tunnel und Gallerien "hautnah" erleben kann. Das sind die wahren Eisenbahnfotographen und nicht die, welche mit dem Auto neben dem Zug herfahren und dann auf Leitern in der Wiese stehend die Züge ablichten und dann stolz im Eisenbahnforum präsentieren, aber selbst nie wirklich Teil des Systems Eisenbahn sind. Übrigens ein lächerlicher Anblick diese "Eisenbahnfotographen" auf ihren Leitern in Flur und Feld - welch´zynische Bemerkungen ich da schon so von Zugbegleitern und Triebwagenführern gehört habe....
Belluno, dt. Bellun, ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Region Venetien. Einwohner 36.000. Ein sehr liebenswertes Städtchen mit netten Plätzen und Altstadt. (Foto palazzo dei rettori) Die Eisenbahnstrecke von Belluno nach Calalzo-Pieve di Cadore-Cortina wurde in 3 Etappen eröffnet:
Von Calalzo di Cadore gab es bis 1964 Anschluß an die Dolomitenbahn (Ampezzanerbahn) nach Cortina d´Ampezzo und weiter nach Toblach im Pustertal - diese Bahn fiel leider dem kurzsichtigen Denken der Politiker zum Opfer, heute muß man mit dem Bus nach Cortina fahren, umsteigen und dann weiter mit dem Bus nach Toblach.
Das stattliche Aufnahmsgebäude von 1928, geplant vom Architekten Roberto Narducci. Dieser zweite Bahnhof von Belluno ging an dieser Stelle 1912 in Betrieb, der erste Bahnhof von Belluno wurde am 11.11.1886 an der heutigen piazza Cesare Battisti eröffnet
Aufnahmsgebäude innen mit noch vorhandenen besetzten Schaltern Die Stationen:
Die Fahrt von Belluno über Ponte nelle Alpi-Polpet nach Calalzo dauert 57 Minuten, es gibt einen ca. 2-Stunden-Takt. Aktuell werden keine Züge über Belluno hinaus (bspw. nach Padua) durchgebunden. Die Fahrt ist sehr abwechslungsreich. In Fahrtrichtung rechts zu sitzen ist natürlich interessanter, zieht der Schienenstrang doch auf der linken Hangseite des Piavetals (in Fahrtrichtung gesehen) teilweise 50 oder mehr Meter über dem Piavefluß taleinwärts. Unzählige Felssporne werden in Tunnels von 50 bis 200 m durchstochen, auch Ortschaften wie Castellavazzo werden im Tunnel unterquert. Längster Tunnel der Strecke ist seit 2003 der neue Monte Zucco Tunnel (Galleria Monte Zucco) mit einer Länge von 2.698 Metern. Er ersetzt den kürzeren alten Monte Zucco Tunnel (Länge 1.163 m) und einige kleinere Tunnel. Unmittelbar nach Eintritt in das Südportal des neuen Monte Zucco Tunnels zeigt sich eine äußerst interessante Situation, nämlich 2 Tunnelportale - geradeaus (links) das neue Portal, nach rechts zweigt der alte Monte Zucco Tunnel ab. Rechnet man dieses gemeinsame Portal für alten und neuen Tunnel hinzu, so beträgt die Länge des neuen Monte Zucco Tunnels 2.739 Meter.
Südportal Monte Zucco Tunnel - links neue Röhre (Länge 2.698 m), rechts
alter Monte Zucco Tunnel (Länge 1.163 m) Der Bau des neuen Monte Zucco Tunnels war notwendig geworden, da ständige Hangbewegungen und Erdrutsche die alte Strecke im Bereich des Bergsturzgebietes "Busa del Cristo" bedrohten. Mit dem Bau wurde bereits 1992 begonnen, nach einem tödlichen Unfall verzögerten sich die Arbeiten und so konnte der neue Monte Zucco Tunnel erst 2003 eröffnet werden. Auf dem heute seit dem Bau des neuen Monte Zucco Tunnels nicht mehr befahrenen Streckenabschnitt gab es auf Druck der Anwohner (sie blockierten mit Barrikaden die Strecke) vom 16. Oktober 1914 bis zum Jahr 1928 die Haltestelle "Sant'Andrea" unmittelbar beim gleichnamigen Tunnel. Warum bspw. der Bahnhof Castellavazzo, der inmitten der Gemeinde Castellavazzo (bis 2011 Castello Lavazzo) mit 1.600 Einwohner geschlossen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, scheint aber eher kontraproduktiv zu sein. Vielleicht als Strafe dafür, dass der Gemeinderat von Castellavazzo als erste Gemeinde des Veneto offiziell die Abhaltung eines Referendum über die Unabhängigkeit des Veneto in Anlehnung an Schottland, Katalonien und den Kosovo gefordert hat?!
Südportal des Vigneta Tunnels, direkt bei der nördlichen Bahnhofsausfahrt von Belluno (Länge 203,5 m)
Vigneta Tunnel Nordportal
Bahnhof Ponte Nelle Alpi-Polpet, Aln 668 223 abfahrtsbereit nach Calalzo
Aln 668 223 innen. Löblich dass die Fenster zu öffnen sind
Die Bahn westlich des Piave, also in Fahrtrichtun gesehen linken Ufer, orographisch rechtes Ufer
Bahnhofsensemble Faè-Fortogna, seit 2013 nicht mehr im Personenverkehr bedient
Longarone Tunnel Südportal, Länge 225,65 Meter)
Bahnhof Longarone-Zoldo mit Zugkreuzung
Das 3.840 Einwohner zählende Städtchen Longarone erlangte 1963 Weltbekanntheit, nämlich durch die Katastrophe von Longarone. Am 9. Oktober 1963 kam es zu einem gewaltigen Erdrutsch in den oberhalb der Stadt situierten Vajont-Stausee. Die mächtige Staumauer blieb war erhalten, das Wasser schwappte jedoch über die Krone und schoß zu Tal. Fast alle Einwohner, cca. 2.000 Menschen, starben auf einen Schlag. Auch der Bahnhof wurde weggerissen. Dabei war die Katastrophe vorhersehbar, aber die Profitgier des Elektrizitätsbetreibers war größer als die Vernunft und die Menschlichkeit :-(
Die Vajont Staumauer. Der Wald hinter der Staumauer wächst auf dem gewaltigen Erdrutsch, der in den See gedonnert ist
Gebäude im ehem. Bahnhof Castellavazzo
Der nächste Tunnel kommt in Sicht
Piaveaufwärts geht es weiter
Bahnhofsgebäude Ospitale di Cadore. Die zugehörige Gemeinde hat 307 Einwohner
Der ehem. Bahnhof führt gleich in den nächsten Tunnel
Einfahrt in den Bahnhof Perarolo di Cadore mit ehem. Magazin im Vordergrund
Aufnahmsgebäude Perarolo di Cadore
Nächster Tunnel und dann..
...sogleich nach dem Tunnel über die Brücke über den Fluß Boite und hinein in den neuen Monte Zucco Tunnel
Monte Zucco Tunnel Nordportal
Gleich nördlich des neuen Monte Zucco Tunnels zweigte bis 2003 die alte Strecke ab
Ehem. Haltestelle Sottocastello-Tai
Stausee kurz vor Calalzo
Der letzte Tunnel
Stausee zur Stromgewinnung
Der doch etwas "einfache" Arbeitsplatz des Triebwagenführers im Aln
Calalzo ist erreicht. Das Bahnhofsgelände ist immer noch sehr weitläufig
Ein alter Schneepflug
Die Dolomiten sind nahe
Aln im Bahnhof Calalzo
Das doch recht stattliche Aufnahmsgebäude von Calalzo
Fahrkarten automatisch und manuell nebeneinander. Die Zukunft gehört wohl bis auf weiteres den Maschinen
Eine ein äußerst großzüg angelegte Bahnhofsbar sowie daran anschließend ein Restaurant (Speisesaal) im Bahnhof Calalzo
Rückgebaut aber immer noch weitläufig, der Bahnhof von Calalzo
zahlreiche Bau- und Arbeitsfahrzeuge sind in Calalzo zu sehen
Das Bahnhofsgebäude der ehem. Dolomitenbahn in der Nähe des Bahnhofs Calalzo FS Links Eisenbahnen rund um Treviso/Belluno:
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Die Weiterfahrt nach Cortina erfolgt heutzutage mit den Dieselbussen des Unternehmens Dolomiti Bus Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur Railway Research Austira / DEEF; Erstmals Online publiziert: 25. Oktober 2015; Letzte Ergänzung: 25.1.2016 |
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Montag, 25. Januar 2016 21:35:38 +0100
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
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