DEFF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung Dr. Michael Populorum AustriaEisenbahnforschung # Eisenbahn-Archäologie # Eisenbahn-Geographie # Eisenbahn-Geschichte

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Der Brennerbasistunnel (BBT): Info-Point & Baustellen-Visite in Franzensfeste Mai 2011

DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung, Salzburg. Dr. Michael PopulorumIm Rahmen meiner Exkursionen in den südlichen Teil Tirols machte ich an einem warmen sonnigen Maitag in Franzensfeste (vulgo Fortezza) Station. Zum einen wollte ich diesen wichtigen Eisenbahnknoten (Brennerbahn, Pustertalbahn) und sein original erhaltenes hölzernes Bahnhofsgebäude dokumentieren, zum anderen spielt der Raum Franzensfeste auch eine wichtige Rolle im Kontext der Neuen Brennerbahn. Etwas nördlich des jetzigen Bahnhofsgeländes wird das Südportal des Brennerbasistunnels die Züge aus dem Norden kurz ans Tageslicht ausspeien, um sie dann kurz nach dem Bahnhof Richtung Süden wieder in einem neu zu errichtenden Tunnelmaul zu verschlingen.

Einen Überblick über das Gesamtprojekt bekommt man im Infopoint Franzensfeste, dem Pendant zum Infopoint im Innsbrucker Hauptbahnhof. Da seit dem EU-Beitritt Österreichs die zolltechnische Güterabfertigung obsolet geworden ist, bot sich für den Infopoint das ausser Nutzung gefallene Zollamtsgebäude gleich nördlich des Bahnhofs an. 

Auch wenn mit dem eigentlichen Hauptstollen noch nicht begonnen wurde, so konnten die Ingenieure und Minöre im Raum Franzensfeste bereits wichtige Vorarbeiten erledigt - zum einen wurde der Erkundungsstollen von Aicha aus bereits über 10 km in den Berg vorgetrieben und von Mauls aus konnte ein Fensterstollen bis dato fast an die Periadriatische Naht herangeführt werden.

Besonderen Dank auch im Namen meiner Leserschaft möchte ich in diesem Zusammenhang an den Geschäftsführer/Direktor des Infopoints / Beobachtungsstelle in Franzensfeste, Dr. Martin Ausserdorfer,  aussprechen, der mir bei meinem Besuch spontan eine exklusive und persönlich geführte Baustellenvisite im Fensterstollen Mauls zuteil werden ließ.

Nachfolgend eine kurze Dokumentation vom Besuch in Franzensfeste.

DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung, Salzburg. Dr. Michael Populorum

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Der Bahnhof von Franzensfeste ist noch original in der Holzarchitektur der Erbauung erhalten. Er steht unter Denkmalschutz, wobei es verwunderlich ist, warum er in letzter Zeit so einen roten Anstrich - einem schwedischen Wochenendhaus ähnlich - erhalten durfte. Der Bahnhof hat ein in Betrieb befindliches Buffet/Bar/Restaurant.

Franzensfeste ist Ausgangspunkt der Pustertalbahn Richtung Osten über Toblach und Innichen (seit 1919 Grenze) nach Lienz und von dort als Drautalbahn nach Spittal an der Drau. Tümpelte die Bahnlinie mangels Attraktivierung jahrelang im Dunstkreis der Betriebseinstellung herum, so wurde in den letzten Jahren viel investiert und so verkehren heute im Halbstundentakt!! moderne Triebwägen der SAD auf dieser Linie.

Luftbildkarte mit farblicher Darstellung  des Baufortschritts im Raum Franzensfeste. Info-Point BBT. Brennerbasistunnel BBT - Foto DEEF Dr. Michael Populorum

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Die grünen Linien zeigen die bereits fertigen Stollen - unten der Fensterstollen vom Mauls und von rechts der über 10 km lange Sondierungsstellen von Aicha. Kurz nach der Vereinigung der beiden Stollen steht der Vortrieb kurz vor der "periadriatischen Naht" (Mai 2011)

Hinweisschild an der Kreuzung mit der Bundesstrasse zum Infopoint des BBT

DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung, Salzburg. Dr. Michael Populorum

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Der Infopoint ist im alten, nach dem EU-Beitritt Österreichs außer Nutzung gefallenen Zollamtsgebäude direkt nördlich des Bahnhofs angesiedelt. Positiv daß die Öffnungszeiten (ursprünglich nur Di/Do) ausgeweitet wurden (Montag-Freitag) Eingangs- bzw. Einfahrtsportal in den Fensterstollen in Mauls, einige Kilometer nördlich von Franzensfeste. Die Arbeiten ruhten, da das Baulos abgearbeitet war und das neue Baulos - Vorstoß zur Periadriatischen Naht und darüber hinaus - noch nicht begonnen wurde (voraussichtlich Sommer 2011). Die gewaltige Lüftungsröhre dient nur der zusätzlichen Sicherheit, denn durch das starke Gefälle des Stollens in Verbindung mit dem tiefer liegenden Stollenmund in Aicha versorgt die Kaminwirkung den Innenraum mit ausreichend Frischluft

DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung, Salzburg. Dr. Michael Populorum

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Die Fahrt im Fensterstollen Mauls geht mit deutlichem Gefälle ca. 1,5 km in den Berg hinein und trifft dann  in einer Kaverne auf den mehr als 10 km langen Erkundungsstollen von Aicha. Der Maulser Stollen dient in Phase 1, dem Bau, als Zugangspunkt zum Vortrieb und zum Abtransport des Materials (ein Vortrieb nur von den beiden Hauptportalen aus würde die Bauzeit enorm verlängern) und nach der Inbetriebnahme kann der Stollen als Service- und Rettungstunnel genutzt werden. Gabelung im Inneren - rechts wird in einer späteren Bauphase der Durchschlag zum eigentlichen Eisenbahntunnel vollzogen, links taucht der Stollen weiter ab zur Kaverne, wo der Erkundungs- und Entwässerungsstollen aus Aicha erreicht wird. Dieser Erkundungsstollen verläuft ca. 10  m unter den beiden Eisenbahntunnelröhren.

DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung, Salzburg. Dr. Michael Populorum

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In der Kaverne - der Erkundungsstollen aus Aicha ist erreicht. In dieser Richtung geht es ca. 10 km weit bis zum Tunnelmaul in Aicha. Dieser Stollen dient in der Bauphase als Erkundungsstollen, dh. man gewinnt für den Bau der beiden Hauptröhren wichtige Informationen über die geologische Beschaffenheit, und in der Betriebsphase dient der Stollen der Entwässerung der beiden ca. 10 m darüber verlaufenden Hauptröhren. In der Kaverne - nach links geht es aufwärts zum Tunnelausgang Mauls, geradeaus weiter noch gut 400 m Richtung Norden. Dort steht man ab Juni/Juli 2011 dann im nächsten Baulos vor der Herausforderung, die Periadriatische Naht, also die  tektonische Störungslinie Südalpen/Ostalpen (Südliche Kalkalpen/Österr. Zentralalpen) zu durchdringen. Dies wird sicher auch für die Geologen interessante Aufschlüsse hinsichtlich der alpinen Gebirgsbildung liefern.

Nochmals vielen Dank an Dr. Martin Ausserdorfer auch im Namen der zahlreichen Leserschaft von DEEF für die spontane und exklusive Einfahrt in den Stollen Mauls.

Brennerbasistunnel Skizze Hauptröhren samt Multifunktionsbereichen, Erkundungs- und Fensterstollen. Quelle: BBT SE

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Nach der Baustellenbesichtigung konnte ich noch die untere Festung besuchen, in der gerade eine tolle Ausstellung mit interessanten Installationen ("50x50x50 art Südtirol") zu besichtigen war - aber das ist ein anderes Kapitel... Alle Fotos außer den beiden Plänen (BBT) DEEF/Dr. Michael Populorum 2011

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Zur Labung bestens geeignet - Schöner Biergarten im traditionellen GH Post Reifer direkt gegenüber dem Bahnhof (mit "Abo-Essen").

Link: http://www.bbtinfo.eu/

DEEF-Reader "Brennerbasistunnel" >>>

Quellen: Infomaterial der BBT SE aus dem Info Point Innsbruck Hauptbahnhof bzw. Infopoint Franzensfeste.

Zeitschrift "Wirtschaft im Alpenraum", Nr. 2/2010 (Sonderausgabe Brenner Basistunnel); Wikipedia; Europäische Union (TEN V);

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 13. Juni 2011; Änderungen:

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Last modified  Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:40 +0200
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