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DEEF-Blog 2016: ÖBB warten nicht auf eigenen Zubringer-RJ

Bis zum Fahrplanwechsel 2014/2015 fuhr der IC 118 jahrelang tagtäglich von Salzburg über Innsbruck, Bregenz, Lindau weiter nach Münster. Dann entschloss man sich seitens der kundenfernen Staatsbahn ÖBB, aus „betrieblichen Befindlichkeiten“ den Zuglauf zu verkürzen – seither fährt der IC 118 von Innsbruck ab, die Fahrgäste müssen umsteigen. Wieder einmal steht nicht der Kunde im Vordergrund sondern der betriebliche Ablauf, der möglichst bequem für das Unternehmen sein soll.

 

Da man aber schon ein Jahr vorher den ersten Zug in der Früh gegen Westen (EC Kaiserin Elisabeth, dann RJ) nach Zürich gestrichen hatte, war der IC 118 der erste Zug, mit dem man von Salzburg nach Innsbruck und weiter nach Bregenz fahren konnte. Da leuchtete es selbst den Staatsbahnern ein, dass es nicht zumutbar ist, als ersten Zug von Salzburg nach Westen erst den RJ aus Wien um 7.56 anzubieten. Ein eigener „Zubringer-Railjet“ (RJ 962) zum IC 118 wurde von Salzburg nach Innsbruck eingeführt. Der IC 118 wartet am gleichen Bahnsteig auf den RJ 962.

 

Intercity IC 118

2014 ging es noch ohne Umsteigen von Salzburg über Innsbruck und Bregenz nach Münster


Soweit so gut. Allerdings hat man aufgrund von Bauarbeiten auf der Deutschen Korridorstrecke einen eigenen „Baustellenfahrplan“ in Gültigkeit gesetzt, wohl vornehmlich deshalb, um die Verspätungs-Statistik positiver gestalten zu können – immerhin will man ja weiterhin aus der zentralen Wiener Eisenbahnpropagandaabteilung vermelden können, dass man das pünktlichste Eisenbahnunternehmen der EU sei. Das steht im Vordergrund und nicht, dass der de jure für ein Jahr gültige Fahrplan laufend geändert wird, an den Anzeigetafeln Sonderrailjets und Sonderintercitys das Bild prägen und sich die Fahrgäste nicht mehr auskennen.

 

Aber die Ober-Chuzpe kommt erst nämlich: Der Baustellenfahrplan, der bis in den September gelten soll, sieht keinen Anschluss des Zubringer-RJ 962 zum IC 118 vor. Und das wegen weniger Minuten, die der IC 118 warten müsste, der obendrein eine Fahrzeitreserve über den Arlberg von gut einer Viertelstunde hat. Der RJ 962 kommt später als im Jahresfahrplan verzeichnet lt. Baustellenfahrplan um 9.06 an, der IC 118 fährt beinhart um 9.02 ab. Die Fahrgäste interessieren die ÖBB offenbar nicht. Wenn man nach Bregenz oder Lindau möchte – so wie ich das gerne tue – dann kann man aktuell erst um 7.56 mit dem RJ in Salzburg losfahren, muss in Feldkirch in die S-Bahn umsteigen und dann trotz 1. Klasse Fahrkarte in der Holzklasse dahintuckern. Und kommt mehr als 1 Stunde später in Lindau an als geplant.


Möchte man nach Langen am Arlberg, so hat man jetzt monatelang noch schlechtere Karten. Den IC 118 erwischt man nicht mehr und der nachfolgende RJ, der fahrplanmäßig in Langen stehen bleibt, der fährt wegen dem Baustellenfahrplan durch! Um ja keine Verspätung zu bekommen. Andere RJ fahren teilweise in Jenbach durch etc. Also ein völliges Durcheinander, das die ÖBB hier den zahlenden Kunden bescheren.


Last not least:

Als ich am 12.6., am Sonntag, nach Innsbruck fuhr, da war von Baustellen am Korridor nicht zu bemerken. Der RJ 962 erreichte mit einer Verfrühung! von 15 Minuten! Kufstein. Dort standen wir dann die Zeit ab, um dem Baustellenfahrplan genüge zu tun und rollten in Innsbruck Hbf. ein, um die Schlusslichter des IC 118 davonrollen zu sehen.


Fazit:

Die Vorgehensweise der ÖBB ist an Dummheit und an Ignoranz gegenüber der zahlenden Kundschaft nicht mehr zu überbieten. Der IC 118 hat auf den RJ 962 zu warten, die paar Minuten sind am Arlberg locker aufzuholen. Das Problem ist nur, dass es in Österreich keine wirklich funktionierenden Fahrgastvertretungen gibt, die den ÖBB bei solch kundenfeindlichen Aktivitäten einmal ordentlich die Wadeln nach vorne richten würden.

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals Online publiziert: 27. Juni 2016; Ergänzungen: -

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Last modified  Montag, 27. Juni 2016 08:39:39 +0200
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