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"Positiv überrascht" - so kann ich meinen ersten Eindruck vom Zusammentreffen mit dem ÖBB City Jet zusammenfassen. Dieser soll ab Ende 2015 sukzessive zum Einsatz kommen, und zwar in einer S-Bahn Variante (Ersatz vor allem der 4020er bei der Wiener S-Bahn) und in einer Regionalbahn Variante (Ersatz primär der City Shuttle Wendezüge im REX-Verkehr).
Am Montag 16.3. machte ein City Jet (unverhofft) am Salzburger Hauptbahnhof für 1 Stunde Station, wer immer durch Zufall dort war oder durch Freunde davon erfuhr, konnte den Zug aussen und innen besichtigen. (Warum die ÖBB den Termin nicht offiziell bekanntgegeben haben bleibt wie so oft ein Rätsel)
Der City Jet ist ein Produkt von Siemens mit der Firmenbezeichnung Desiro ML (Mainline). Er ist schon bei einigen Bahnunternehmen im Einsatz bzw. wird gerade eingeführt (u.a. DB, SNCB, Russische Staatsbahn). In einer ersten Tranche haben die ÖBB 101 Triebzüge bestellt, davon 31 für den S-Bahnverkehr in und um Wien (S-Bahnvariante mit mehr Türen) und 70 für den Regionalverkehr in NÖ, OÖ und Stmk.
Der Triebzug ist 3-teilig und hat in der S-Bahnvariante 244 Sitzplätze, in der Regionalbahnvariante (weniger Türen) 259 Sitzplätze. Die Baureihenbezeichungen lauten: S-Bahnvariante 4746, Regionalbahnvariante 4744.
Technische Daten: Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, Länge 75 m, Gewicht 145 Tonnen. Die Triebwägen sind deutlich spurtstärker als die "Talent" und somit lassen sich auch Fahrzeitgewinne erzielen
Ein High-Tech Arbeitsplatz wie heute auf Triebfahrzeugen üblich. Einige Triebwagen sollen mit dem Zugsicherungssystem ETCS ausgerüstet werden. Wie bekannt wurde überlegt auch die Raaberbahn (Gysev) den Ankauf von 5 Triewagen in einer Zweistrom-Ausrüstung
Wann ist Salzburg dran? Berechtigte Frage von LR Mayr an die ÖBB Manager. In Österreich hat man ja immer öfter den Eindruck, die Bundesländer dürfen zwar brav die Steuern nach Wien abliefern aber dann versickern dort die Gelder und wenn man Gelder für eigene Projekte braucht dann muss man auf Betteltour gehen :-(
Wie zu hören war, gibt es ausser den 101 fixen Bestellungen noch einen Rahmenvertrag für weitere 100 Stück - zumindest das Land Tirol hat schon Interesse bekundet. Wieviel Prozent der Kosten der Bund übernimmt und wieviel die Länder berappen müssen kann momentan nicht gesagt werden - Transparenz ist in Österreich ja leider immer noch ein Fremdwort
Der CJ wird über 4 verschiedene Zonen verfügen: Kommunikations-, Arbeits-, Ruhe-und Servicezone (letztere mit Platz für Rollstuhlfahrer, Kinderwägen und Fahrräder), des Weiteren sollen Leselampen, Steckdosen, ausklappbare Laptop-Tische, verstellbare Sitze, kostenloses WLAN und Bildschirme für die Fahrgastinformation vorhanden sein.
Ein großes Manko: Auch für die Regionalbahnvariante ist keine 1. Klasse vorgesehen
Für eine S-Bahn direkt nobel - aber ich habe immer schon propagiert, die Öffis müssen cool und sexy sein und auch im Nahverkehr muß man die Fahrzeit zum Arbeiten und für Freizeitaktivitäten nutzen können. Die momentanen Garnituren "Talent" und "Desiro" sind diesbezüglich total zum Vergessen
Fazit: Der erste Eindruck ist gut, direkt luxuriös für eine S-Bahn. Als ich zum ersten Mal diesbezüglich den Namen Desiro hörte kamen Befürchtungen auf, denn der Dieseltriebwagen Desiro hat bei Insidern aufgrund seiner häufigen Ausfälle und Mängel (Sitzqualtität, Klimaanlage) den Spitznamen "Desastro" bekommen. Zumindest optisch und von der Funktionalität gibt das Fahrzeug sicher einiges her. Schade dass wiederum auf eine 1. Klasse verzichtet wurde, die in vielen Ländern zu Recht zumindest im Regionalverkehr eingesetzt wird. Mit einer ordentlichen 1. Klasse wäre zumindest ein Einsatz auf inneralpinen IC-Strecken andenkbar gewesen, so ohne 1. Klasse ist das natürlich nicht zumutbar. Es ist zu hoffen, dass sich das Einsatzgebiet des City Jet auf ganz Österreich ausdehnt und die Fahrzeuge nicht nur rund um den Wasserkopf Wien zum Einsatz kommen.
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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals Online publiziert: 23. März 2015; Ergänzungen: 24.3.2015 |
