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DEEF-Blog 2012: Neuerlicher Umbau des Railjet - jetzt kommen die Radln

Autor: Dr. Michael Populorum, 1.9.2012

Spät aber doch reagieren die ÖBB auf die immer zahlreicher werdenden Kundenbeschwerden und auch die Beschwerden der Touristiker, daß im Railjet keine Fahrräder mitgenommen werden dürfen. Nach dem Umbau des gestylten aber unfunktionalen und viel zu kleinen Bistros in eine Art Speisewagen (ein richtiger Vollspeisewagen wie bei den EC/IC´ist das auch nicht) versucht man nun, einen weiteren Schwachpunkt des Railjets zumindest etwas zu mildern, indem man ein paar Fahrradstellplätze einbaut.

Der Einbau soll allerdings - kein Scherz - im Steuerwagen, in der Businessklasse passieren, welche ja ebenfalls vor kurzem erst durch ein "Downgrading" der Premium-Klasse entstanden ist.

Durch diese enge Tür müssen die Räder rein, eine Business-Koje verschwindet, die restlichen werden mit Lärm beglückt

Dazu möchte ich folgendes festhalten:

1. Man sieht offenkundig, daß das Produkt Railjet in seiner Umsetzung höchst mangelhaft ist. Der an sich gute Ansatz inkl. Namensgebung wurde stümperhaft umgesetzt, Design und Marketing wurden mehr Stellenwert eingeräumt als Funktionalität und Kundennutzen. Schon bei einer Pressebesichtigung vor Einführung wurden das Fehlen eines wirklichen Speisewagens, die schlechten Sitzeigenschaften in der 2. Klasse, das Fehlen von wirklichen (Business-) Abteilen sowie fehlende Radstellplätze kritisiert

2. Österreich ist ein Tourismusland und im Sommertourismus wird das Segment der Radlurlauber immer bedeutender. Gleichzeitig wurden zum einen der Nahverkehr bspw. über den Arlberg gänzlich liquidiert (von Landeck in Tirol bis Bludenz fehlt Nahverkehr gänzlich, Dauer-SEV mit Bussen) und andererseits die bewährten IC/EC Züge mit Fahrradmitnahme (Stellplätze sowohl im Wagen selbst sowie in grösserer Anzahl noch im Paketwagen, das ist der Großraumwagen 1. Klasse) durch Railjetgarnituren ersetzt.  Mit etwas vernetztem Denken und Hausverstand sowie Bezug zur Eisenbahn hätte das nie passieren dürfen - so haben offenkundig die neuen Manager der ÖBB, welche selbst wohl nie mit der Eisenbahn fahren und die eher an ihre Bonuszahlungen denken anstatt den Kundennutzen im Auge zu haben, kläglich versagt und um Millionenbeträge müssen die RJ umgerüstet werden, um in Summe aber immer ein Provisorium zu bleiben

3. Wenn man schon mit dem Umbau der Bistros sowie der Umwandlung der Premiumklasse in eine Businessklasse angefangen hat, dann hätte man das Thema Fahrradmitnahme auch gleich berücksichtigen müssen. Sinn macht nur eine ganzheitliche Lösung und die scheint so nicht gegeben zu sein. Man wurstelt dahin und möchte nun die Businessklasse, welche nun deutlich besser angenommen wird als die ehem. Premiumklasse, mit Fahrrädern beglücken. Es sind zwar nicht viele Fahrräder, die dort in so einer Box mitgenommen werden können (man könnte das auch als Alibiaktion deuten), aber Radler reisen meist nicht in der Businessklasse und auch nicht in der 1. Klasse.

Die Folge: Beim Ein- und Ausladen der Fahrräder (durch die enge Railjettür) entsteht Lärm in der Businessklasse (die ja im Ggs. zu den bewährten Businessabteilen in den IC-Wagen keine ganz geschlossenen Abteile sind), dann "latschen" die Radler durch die Businessklasse durch, dann durch die 1. Klasse und zuletzt noch durch den "Speisewagen". Dann beim Aussteigen nochmals das gleiche in umgekehrter Reihenfolge und event. zwischendurch auch noch, wenn die Radler nach ihren Fahrrädern sehen wollen. Dass da eine ewige Unruhe entstehen wird dürfte wohl klar sein - man kann sich ja schon deutlich die ersten Konflikte und Beschwerden ausmalen.

4. Was wären die Alternativen gewesen die Schwachstellen des Railjets auszumerzen?

Es hätte eine "große Lösung" angedacht werden müssen. Bspw. den Wagen 3 vom Steuerwagen aus gesehen, wo sich jetzt das Bistro/Restaurant befindet sowie ein paar Sessel 1. Klasse, der Rollstuhlstellplatz sowie der platzverschwendende Info-Point, man hätte diesen Wagen komplett als Servicewagen umbauen können. Bordrestaurant, Rollstuhlstellplatz sowie Fahrräder an einer Stelle, den Info-Point ersatzlos streichen, der 1 ÖBB-Zugbegleiter (statt 2 bei den SBB und 3 bei der DB) ist sowieso permanent im Einsatz bei den Fahrgästen und braucht sowas nicht.

Eine noch grössere und sicher noch optimalere Lösung wäre gewesen, einen zusätzlichen Wagen einzureihen, in dem Fahrräder, Gepäckstücke, Rollstuhlstellplatz (oder mehrere) nebst einigen Sitzen ausreichend Platz gefunden hätten. Gleichzeitig hätte man das Restaurant auch wirklich großzügig gestalten können, so wie man es Jahrzehnte - nein schon über ein Jahrhundert - gewohnt war und man es geschätzt hat. Bis der Railjet kam und alles anders wurde....

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Links:

ÖBB: Neue Business Klasse im Railjet  (14.4.2012) >>>

"Railjet Premium" - ein authentischer Reisebericht zum Ende der Ära (28.3.2012) >>>

Wo sind denn bloß die Speisewägen hinverschwunden? (19.1.2012) >>> mehr

                 

 

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 1. September 2012; Ergänzungen: :

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Last modified  Samstag, 02. Mai 2015 11:23:42 +0200
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