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DEEF-Blog 2012: 100 Jahre Mittenwaldbahn - Jubiläum mit zahlreichen Mißtönen

Autor: Dr. Michael Populorum, 5.10.2012

Die Mittenwaldbahn - korrekt heißt es eigentlich für den Abschnitt Innsbruck - Mittenwald "Karwendelbahn" - ist wahrlich eine herrliche Bahnstrecke, die sowohl im Sommer wie im Winter immer einen Besuch wert ist für eine genußvolle Bahnfahrt und um immer wieder aufs Neue der Meisterleistung der Erbauer zu gedenken.

Nachdem ich letztes Jahr im Mai bei der Pressekonferenz in Hochzirl im "Kaiser Max" von den geplanten Aktivitäten für das Jubiläumsjahr 2012 gehört hatte, war ich froher Hoffnung, daß es ein perfektes Eisenbahnjubiläum werden würde. Vor allem auf das angekündigte Festwochenende 29./30. September mit diversen Bahnhofsfesten und historischen Sonderzügen freute ich mich.

Doch schon im Vorfeld hatte ich das Gefühl, die Kommunikation seitens der Projektleitung erfolgt nicht gerade professionell - die Meldungen wurden verspätet herausgegeben und waren tw. spärlich.

Als Fach-Journalist, der ich ja bei der PK 2011 dabei war und auch meine Visitenkarte hinterlegt hatte, hätte ich mir vorallem auch ein Direct-Mailing erwartet und nicht, daß ich mehrmals (leider vergeblich) auf die extra eingerichtete Jubiläumswebseite surfen mußte bzw. mich in diversen Eisenbahnforen schlau machen mußte.

Nachdem in dem seriösen Eisenbahnforum DSO (Drehscheibe online) der Projektkoordinator mit dem Usernamen "Verkehrsarchiv" (E-Mail eigenartigerweise anonym) am 26.9. (reichlich spät) Details zum 3 Tage später stattfindenden Fest per Link ankündigte, kam 2 Tage später am 28.9. urplötzlich die lapidare Mitteilung, daß die wenige Stunden später stattfindende Abendveranstaltung in Mittenwald nicht wie geplant durchgeführt werden kann. Das versetzte nicht nur mich - der ich schon losfahren wollte - sondern auch das Internetforum in Verunsicherung aber auch Ärger machte sich breit, vor allem weil auf der offiziellen Webseite davon nichts zu lesen war.

Doch der Ärger brach erst recht los als nach und nach die Info verbreitet wurde, der Herr Projektkoordinator habe bewußt diese Falschmeldung gestreut, um sich etwaige kritische Besucher vom Leibe zu halten. Dies wurde und wird in den Internetforen zurecht heftig verurteilt und da inzwischen 1 Woche seit dieser offensichtlich bewußt gestreuten Falschmeldung auch kein Dementi oder Richtigstellung seitens des Herrn Projektkoordinator erfolgt ist muß ich wohl davon ausgehen, daß die Meldung über die bewußte Irreführung der Besucher und auch von Pressekollegen zutreffend ist.

Ich schluckte den Ärger darüber hinunter und machte mich dennoch am nächsten Tag auf den Weg zur Karwendelbahn welche bei den Feiern und den Postern großteils fälschlich als Mittenwaldbahn bezeichnet wurde. Doch die einheimische Bevölkerung ließ sich nicht beirren und auf den Kinderzeichnungen in Seefeld sowie im Ausstellungsraum in Scharnitz war korrekt von Karwendelbahn die Rede - aber das nur am Rande.

Im Gegensatz zu den monotonen und die Eisenbahngeschichte völlig ignorierenden Aktivitäten der ÖBB mit ihren Bahnhofsfesten zum 175 Jahr-Jubiläum war bei den Festivitäten auf der Karwendelbahn (Mittenwaldbahn) Nostalgie angekündigt und ich war beruhigt, daß die knallrote 1245er mit den Spantenwagen schon bei der Zugkreuzung in Reith zu Gesicht bekam.

Doch dann wurde ich Zeuge eines Gesprächs von mehreren verunsicherten Besuchern, die mit dem Nostalgiezug nach Garmisch Partenkirchen fahren wollten - der Fahrplan des Nostalgiezuges listete ja mehrere tägliche Fahrten von Innsbruck nach Garmisch und retour auf. Die Diskussion wurde lebhafter und ich bekam mit, daß offensichtlich der Nostalgiezug nicht wie angekündigt bis Garmisch fährt sondern nur bis Mittenwald. Und so war es denn auch - offenbar hatte der Herr Projektkoordinator vergessen den Zug bei der Deutschen Bahn anzumelden, sprich die Trasse wurde nicht bestellt. Das war schon eher sehr peinlich - ich bin gespannt, welche Rückmeldungen dazu noch in meiner Redaktion einlaufen werden.

Ich fuhr nach Scharnitz, diesem edlen alten Bahnhof, der strahlt noch Würde und Herrschaftlichkeit aus. Nach einem ausgezeichneten Schnitzel im Brunnsteinstüberl machte der sehr bemühte und sehr nette Kustor dort eine Exklusivführung für mich. Die Geschichte der - dort richtig so bezeichneten - Karwendelbahn wurde liebevoll zusammengestellt und jeder Besucher bekam auch noch ein paar alte Ansichten bzw. Kärtchen gratis mit auf den Weg.

Ich fragte den Herrn ob er denn der Archivar von Scharnitz sei. Nein sagte er, er mache das freiwillig aber er komme zu dieser Tätigkeit irgendwie so wie die Jungfrau zum Kind. "Wieso?", fragte ich. Er meinte, er sei schon verärgert über diesen Projektkoordinator mit dem Roßschwanz, denn dieser habe vorab angekündigt, daß er für die Ausstellungsstücke und Aufbau sorge aber dem war nicht so und wenn er nicht in Eigenregie das alles vorbereitet hätte dann wäre nichts da. Aja, dachte ich mir, schon wieder dieser "Projektkoordinator". Auch im Brunnsteinstüberl hat man davon geredet daß der nicht gerade viel tauge.

Ich fuhr dann, nachdem ich mich beim Kustor sehr herzlich für die schöne Führung bedankt habe, nach Seefeld zurück, hielt die Festivitäten u.a. mit Ausstellung zur Geschichte der Bahn im Bahnhofsbereich sowie die ausgestellten Fahrzeuge bildlich fest und genoß dann nochmals die geniale Bahnstrecke bei der Rückfahrt.

Fazit: Der Besuch der Jubiläumsfeierlichkeiten hat mir gut gefallen, vor allem wurde im Ggs. zu den Feierlichkeiten der ÖBB der Eisenbahngeschichte der ihr zustehende Platz eingeräumt.

Allerdings die Organisation / Projektkoordination war doch in Summe suboptimal, nämlich

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Als registrierter Pressevertreter wurde ich nicht angesprochen

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Informationen in den Eisenbahnforen kamen zu spät und waren spärlich

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Die offenbar bewußte Falschinformation betreffend Absage der Abendveranstaltung am 28.9. war eine Frechheit und sollte nicht ohne Konsequenzen bleiben

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Daß der Nostalgiezug nicht wie an den Plakaten, Foldern und im Internet angekündigt bis Garmisch aber auch nicht bis Klais fuhr (dort waren ja auch Festivitäten angekündigt) und das offenbar wiederum dieser Projektkoordinator zu verantworten hatte, sollte nachdenklich stimmen

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Das Feedback das ich vor Ort hinsichtlich Projektkoordination bekam war nicht gerade positiv

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Überhaupt scheint dieser Herr Projektkoordinator (den ich selbst nur flüchtig von der PK her kenne) etwas überfordert gewesen zu sein und hat offenbar nach dem Managementansatz "Management by Helicopter" verfahren: "Über allem schweben, von Zeit zu Zeit auf den Boden kommen, viel Staub aufwirbeln und darin wieder ab in die Wolken"...

Es bleibt zu hoffen, daß das im Jahr 2013 anstehende Jubiläum "100 Jahre Ausserfernbahn" professioneller koordiniert wird und auch die Kommunikation vor und während den Veranstaltungen in professionellere Hände gelegt wird!

PS: Was wurde eigentlich aus dem angekündigten Eisenbahnlehrpfad entlang der Karwendelbahn??

PPS: Ein ausführlicher Bericht mit Bildern folgt für die geschätzte Leserschaft in Bälde

100 Jahre Karwendelbahn / Mittenwaldbahn 2012 / DEEF Dr. Michael Populorum

PPPS: Nochmals bedanken möchte ich mich ausdrücklich für die fachkundige Führung in Scharnitz beim Herrn Leo Moser :-)

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 5. Oktober 2012; Ergänzungen: :

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Last modified  Samstag, 02. Mai 2015 11:23:43 +0200
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